Jeder Mensch hat seine Intimzone und für normalen Umgang bedeutet das, dass man niemandem zu nahe rückt und auch niemanden anfasst oder berührt.
Man fasst einfach keine Kollegen oder Bekannten einfach so an. Das hat nichts mit Angst zu tun, sondern mit natürlich empfundener, ganz menschlicher Intimzone. Es gehört sich einfach nicht, es widerspricht den Gepflogenheiten und Sitten.
Bei Kollegen wäre der erste Gedanke, "sexuelle Belästigung" und ist meist ein Zeichen von Macht ausdrücken oder Grenzen überschreiten. Bei manchen wirklich netten Kerlen vielleicht auch wahnsinnige Unsicherheit und eine erschreckende Inkompetenz, sozial adäquat zu flirten.
Begrüßung und Abschied sind Momente, in denen man sich gezielt und bewusst berührt, ebenso Spezialsituationen wie Tanzen oder professionelle Interaktion bei Ärzten, Physiotherapeuten und ähnlichem.
Normal veranlagte und anständig sozialisierte Menschen rücken einander nicht auf die Pelle, sondern halten den typischen, kulturabhängigen Abstand ein. Nebeneinander kann man dichter gehen als man aufeinanderzu gerichtet oder hintereinander stehen würde. Das lernt man doch früh in der Kindheit und guckt sich sozial adäquates und akzeptiertes Handeln ab.
Das Eindringen in die Intimzone anderer Menschen ist immer ein Übergriff, es sei denn, der andere hat signalisiert, dass er es möchte. Gerade die allerersten Berührungen zwischen Mann und Frau sollten nicht gegen den Willen der Frau erfolgen, denn dann erzeugen sie Widerwillen und Ablehnung und schaffen eben nicht die beabsichtigte Nähe.
Das erste Mal Hand-in-Hand-gehen hat doch genau deswegen so eine große Wirkung, weil man sich bewusst und gewollt und im gegenseitigem Einverständnis über diese Schranken hinwegsetzt. Genau deswegen ist eine Umarmung auch so inhaltsstark und genau deswegen lehne ich diese widerliche neumodische Sitte des beliebigen Umarmens auch ab.
Ich finde nicht, dass eine Kennenlernphase "langsam und unterkühlt" (Deine Worte) beginnt, nur weil man sich beschränkt auf tief in die Augen schauen, über alles mögliche sprechen und sich viel voneinander erzählen, gemeinsam etwas unternehmen... ganz im Gegenteil, man muss doch ERST Nähe zueinander aufbauen und DANN auch die physische Nähe reduzieren, aber doch wohl nicht umgekehrt.
Du fragst nach Zonen der Berührung: Zunächst gilt generell, jede ungewollte Berührung ist zuviel. Das Eindringen in die Intimzone ist nicht förderlich. Berührungen am Rücken beim Vortreten lasen oder Geleiten sind noch am ehesten akzeptabel, wenn sie nicht penetrant werden.