Liebe FS,
Deine Erkenntnis, dass Dir ein klares 'nein' lieber wäre als ein diffuses 'ja' ist goldwert! Sag ihm das, ganz freundlich, dass du sein nein verstehen kannst und dass Dir klare Aussagen lieber sind. Darauf aufbauend könnt Ihr dann klare Absprachen für die Arbeit, die nach seinem Arbeitstag noch zuhause anfällt (du hast dann schließlich auch einen 12St.Tag hinter dir) und das Wochenende treffen. Begreift euch als Team, mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen. Glaub mir, dass aus solchen Absprachen Harmonie und Zärtlichkeit gerne wieder zurückkommen.
Wie schon gesagt, schätze ich Deinen Mann als guten, zuverlässigen Partner und Vater ein. Er möchte seiner Arbeit gerecht werden, aber auch dir und dem Kind. Deshalb fällt es ihm so schwer, nein zu sagen. Er ist hin-und hergerissen. Nimm ihm diese Bürde ab, indem du ihm klar, in einfachen Worten und mit einem Lob (Mann!) verbunden kommunizierst, dass er gerne auch mal 'nein' sagen kann.
Ich möchte keine konkreten Tipps zum Thema Babysitter/Tagesmutter und Kita geben, denn diese Themen sind ideologisch belastet (siehe
@silencea und Co.) und jeder handhabt sie passend zu seiner Lebenseinstellung und zu seinem Menschenbild. Hinweise wie 'das Kind muss da durch' werden dir nicht helfen, wenn du anders darüber fühlst und umgekehrt kann manchen Müttern die Überlastung soviel werden, dass ihr eine Fremdbetreuung das Leben retten können.
Ich denke, es gilt zuerst zu akzeptieren, dass sich das Meiste für Dich (und Euch) fundamental geändert hat. Die 44-Stunden-Woche ist vorbei, mit einem Baby und Kleinkind arbeitest du viel mehr, manchmal doppelt so viel.
Nochmal: es ist von daher absolut NORMAL, dass du erschöpft oder genervt bist. Du schreibst, dass du Spätgebärende bist, das ist ein zusatzlicher Faktor.
Wir sind alle so sehr gewohnt, autonome Individuen zu sein und so erzogen, geprägt und aufgewachsen, dass wir absolut nicht darauf vorbereitet sind, Mutter zu werden. Als Mutter ist man keinen Moment mehr alleine. Selbst wenn das Kind im Nebenraum spielt, ist man auf Bereitschaftsdienst geschaltet und nicht 'alleine im Kopf'. Das können sich Männer manchmal nicht vorstellen, wenn sie das Kind nur mal zwei Stunden alleine haben. Viele Eltern sagen, dass ihre Arbeit im Büro Urlaub gegen das dauernde Zusammensein mit einem Kleinkind ist.
Aber bei allem, weine den alten Zeiten nicht zu sehr hinterher, sondern begrüße die neuen!
Akzeptiere deine neue Rolle und deine neue Aufgabe so gut es geht, gib das Beste und mache das Beste daraus! Mache dir schöne Tage draußen mit dem Kind, geh bummeln, spazieren, Eis essen, fahre Rad mit Kindersitz oder was immer du gerne tust.
Es mag sich jetzt gegenläufig zu deinem Gefühl anhören, aber arbeite bei allem MIT deinem Kind und versuche nicht, es innerlich dauernd abzuschütteln.
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