Da habe ich beide Seiten gehabt: erst als Mann und Ernährer 15 Jahre lang die Familie durchgebracht. Dabei waren meine Exfrau und ich uns einig, daß ein Elternteil für die 3 Kinder zur Verfügung stehen solle, das hat in diesen 15 Jahren meine Ex gemacht, weil es sich "so ergab", ich war ein Jahr vor ihr mit dem Studium fertig und war beruflich anfangs recht erfolgreich. Dann ging es jedoch etwas bergab und 1997 haben wir dann gewechselt, sie ging in den Beruf ( Außendienst ) und ich wurde Hausmann für den 5-Personen-Haushalt ( allerdings noch mit einer kleinen Selbständigkeit "im Keller" ). Ich hatte gedacht, trotz der anfangs klassischen Rollenverteilung eine emanzipierte Frau zu haben. Und das von mir verdiente Geld war für mich immer "unser" Geld, über welches gemeinsam entschieden wurde. Da ich in ihrer Position als Hausfrau nichts nachteiliges sah und ich es für durchaus anspruchsvoll halte, 3 begabte Kinder zu fördern ( der Haushalt selbst ist nicht unbedingt eine Herausforderung, viele Konferenzen oder andere Teilbereiche des Berufslebens, z. B. Außendienst: Kraftfahrer !!! mit Gesprächskompetenz ;-)), aber auch nicht ), hatte ich keine oder nur wenig Probleme mit diesem Wechsel. Doch wie mir meine Ex eines Tages in einer Auseinandersetzung sagte, daß sie jetzt soviel Selbstbestätigung durch ihre Kunden erführe, daß sie auf die Bestätigung durch mich nicht mehr angewiesen sei, habe ich mich dann doch fragen müssen, was sie eigentlich für ein Bild unserer Beziehung hatte. Jedenfalls kein symmetrisches, wenn es um die Aufgabenverteilung bzw. die Bewertung derselben ging.
Der wirtschaftliche Erfolg eines Menschen ist zwar nicht unwichtig, doch gibt es viele weitere Kriterien, nach denen ein Menschen wertvoll sein kann. Klassisches Beispiel sind da ja immer die Künstler, Musiker oder Dichter, doch gibt es auch andere Berufe oder Persönlichkeitsmerkmale, die in unserer modernen Welt nicht ganz so erfolgreich sind. Wer sich mal mit dem MBTI ( Myers-Briggs-Typen-Indikator ) befasst hat, weiß, dass es Persönlichkeitstypen gibt, für die to do-Listen z. B. ein graus sind, doch viele erfolgreiche Menschen des mittleren Managements gehören zum anderen Typ. Das ist nicht ihr persönliches Verdienst, sondern sie nutzen eine angeborene Eigenschaft im derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld erfolgreich aus. Dagegen ist nichts einzuwenden, doch sollten wir uns hüten, die wirtschaftlich weniger erfolgreichen deswegen im zwischenmenschlichen Bereich abzuqualifizieren.
Esther Vilar schreibt z. B., daß es für eine erfolgreiche Partnerschaft wichtig ist, daß beide Partner eine vergleichbares intellektuelles Niveau ( noch nicht einmal Bildung, das hängt sehr von der Herkunft ab ) haben, denn nur so können sich beide gegenseitig hinreichend verstehen und, wie sie es nennt, gegenseitig definieren. Bei größeren Unterschieden wird das schwierig, dann sind sich die beiden keine Partner mehr. Von wirtschaftlich vergleichbarem Einkommen ist da nicht die Rede.
Wir tun uns alle noch sehr schwer mit der Erblast der überkommenen Traditionen, gleichzeitig aber auch mit dem Hedonismus unserer Zeit. Wenn Frau nur glücklich mit ( teuren ) Fernreisen ist, und das wird sehr häufig als Wunschtraum angegeben, und nicht erkennt, daß sich die wahren Abenteuer des Lebens woanders abspielen, sehr oft im Kopf, wird sie auch Schwierigkeiten haben, den Wert eines Mannes ohne nennenswertes Einkommen zu erkennen.
Wobei ich klar feststellen möchte, daß ich hier nicht irgendwelchen Schmarotzern das Wort reden möchte.
Es gibt viele Möglichkeiten, sich auch ohne wirtschaftlichen Erfolg positiv und / oder sinnvoll ins Leben einzubringen. Deswegen hätte ich keine Schwierigkeiten mit stark unterschiedlichen Einkommensverhältnissen, solange der gemeinsame Alltag erfolgreich und glücklich gemanagt werden kann. Und, ob sie oder ich im Restaurant bezahlen: wer sich noch darüber Gedanken macht, sollte erst einmal sein Weltbild näher erforschen.
Doch sehe ich an meinen erwachsenen Kindern, daß gewisse Konventionen wieder hoch im Kurs stehen, wenn auch teilweise recht unreflektiert.