Ich (w, Mitte 40) bewege mich in Kreisen, in denen die Leute allesamt über ein passables Einkommen verfügen. Wenn ich mit einem Kollegen einen Pausenkaffee, einer Freundin ein Glas Wein oder einem Verehrer ein Bier trinke, würde ich es als lächerlich empfinden, bei solchen Summen die Rechnung zu teilen, da keinem von uns vier Euro mehr oder weniger wehtun. Entweder zücke dann ich meinen Geldbeutel und sage "zusammen" oder mein Gegenüber tut es, und beim nächsten Mal läuft es umgekehrt. Eine Einladung würde ich nur dann ablehnen, wenn ich die Person gänzlich unsympathisch fände und eine Wiederholung aus diesem Grund ausgeschlossen wäre.
Bei Dates empfinde ich es genauso. Ich erwarte nicht zwingend, dass der Mann bezahlt und halte mein Portemonnaie immer "im Anschlag", habe aber de facto noch nie einen Mann erlebt, der bei einem Rendezvous "Getrennt, bitte" gesagt hätte. Nicht einmal zu Studentenzeiten an einer Uni, die wahrlich nicht als Hort konservativer Werte bekannt war. Selbst die zotteligsten Revoluzzer erinnerten sich an ihre Kinderstube, standen zur Begrüßung auf, halfen in den Mantel, brachten zum Auto und ja - bezahlten die Cola oder gar die Pizza, obwohl sie chronisch klamm waren.
All das sind anachronistische Rituale, die Frauen heute in der Sache nicht mehr nötig hätten, die aber von vielen Menschen als Ausdruck der Höflichkeit, Wertschätzung und ggf. des Werbens verstanden werden.
Dementsprechend wäre es für mich kein gutes Zeichen, wenn der gutverdienende Ingenieur oder Anwalt auf getrennten Rechnungen bestünde. Nicht, weil ich es als Zumutung empfände, das Bier selbst zu bezahlen - ich würde den Mann ja auch einladen - sondern weil ich keinen Partner möchte, bei dem zu befürchten steht, dass er entweder geizig ist, in jeder Frau eine Goldgräberin vermutet oder den läppischsten Anlass nutzt, um eine Grundsatzdiskussion (hier: Emanzipation) zu starten. Ein solcher Erbsenzähler wäre mir zu unentspannt und anstrengend.
Wenn bei ihm ansonsten alles stimmen würde, wäre der Zahlungsmodus allein selbstverständlich kein Grund für eine Absage, aber schon ein das Gesamtbild trübender Wermutstropfen.
Ich rede hier allerdings von RL-Dates, die vom Mann initiiert und organisiert werden. Damit begibt sich dieser in die Rolle des Einladenden und kann durch die Rahmensetzung die Höhe der Ausgaben bestimmen.
Anders sähe es aus, wenn ich selbst die Initiative ergriffe und jemanden um ein Treffen bäte; in diesem umgekehrten Fall würde selbstverständlich ich für beide bezahlen (Es sei denn, der Mann bestünde vehement auf der althergebrachten Konvention).
Also, liebe FS, meine Meinung in Kurzform: Wenn ein Gentleman um ein Date bittet, wählt er einen Rahmen, der seinen finanziellen Verhältnissen angepasst ist und bezahlt. Beim nächsten Mal bist du dann an der Reihe!
Wenn der Mann nicht bezahlt, ist er kein Gentleman, hat aber vielleicht andere Qualitäten.
Hast du das Date initiiert, zahlst du.