Kommt es dann nicht von sich aus selbst das man über die Vergangenheit redet?
Klar, aber das ist nicht "in einer Altlast stecken". Altlast ist Unverarbeitetes, ansonsten ist es ja keine Last mehr.
Hat jemand mit einer schlimmen Zeit abgeschlossen, will er vielleicht nicht darüber zum neuen Partner reden, weil es sinnlos die eigene Stimmung versaut.
Wenn man gefühlsmäßig offen nebeneinander liegt, halte ich es für möglich, dass man sich auch an die Emotionen von damals noch mal ausführlich erinnern könnte und dann ist trotz Verarbeitung die Stimmung weg. Und es besteht noch die wichtige Frage, WIE der neue Partner mit Infos umgehen kann. Wenn er selbst gefühlsmäßig getriggert wird oder auch nur aus Unverständnis total betroffen ist, weint er am Ende oder beide, und er ist nicht mehr in der Lage, den anderen als die Person zu sehen, die er JETZT ist und die kennengelernt werden will.
Hat einer nicht damit abgeschlossen, kann es sein, dass er sich nicht triggern will, die Verarbeitung noch im Stillen weitergeht und der Partner damit gar nichts zu tun hat, z.B. wenn es ein fam.Konflikt ist, der sich nicht auf die Bez. auswirkt. Wäre für den neuen Partner auch keine Altlast, weil es ihn nicht betrifft.
Aber darüber will so einer auch nicht einem anderen ausführlich berichten. Zumal, wenn es Leute betrifft, die der neue Partner noch kennenlernen könnte, und wo man sich wünscht, dass er vorurteilsfrei ist und nicht vielleicht aus irgendeinem Aktionismus heraus Partei ergreift für seinen Partner vor der Familie. Und dann vielleicht noch die im Bett geschilderten fam. Interna als Argument benutzt.
Hat einer nicht damit abgeschlossen und verarbeitet "nach außen hin", redet er ausführlich drüber und benutzt den Partner als Therapeuten (ich glaube, das geht dann schon vor dem Bett los). Vielleicht passiert, dass einer sein schreckliches Schicksal erzählt und der andere weint für ihn und liebt ihn mit Mitleid. Auch nichts Gesundes für eine Bez..
Was gehört zur Wahrheit über die Vergangenheit? Wie detailreich muss es denn sein für die Neugier des anderen? Denn KENNENLERNEN bezieht sich ja auf den Menschen, wie er JETZT ist, nicht darauf, was ihm alles Schlimmes widerfahren ist, wenn es sich überhaupt nicht aufs Verhalten HEUTE auswirkt.
Einen neuen Partner, der rumanalysieren will "hat X erlebt, könnte daher heute Y tun" braucht man auch nicht.
Ich rede nicht davon, dass man in seiner neuen Bez. unter Altlasten leiden soll. Aber die MERKT man eh und kann sie auch nicht unbedingt durch Ausfragen rausfinden. Und wenn einer zB sagt "ich wurde von der Ex betrogen", kann man noch lange nicht schlussfolgern, dass er nun auch ein Kontrollfreak sein muss.
Ich finde, man sollte Respekt davor haben, was ein anderer in der Vergangenheit erlebt hat, und deswegen nicht nachbohren. Und man sollte wissen, dass man einem Menschen, den man noch nicht kennt, nicht alles erzählen sollte.