Hallo,
ich schildere hier einmal, wie es mir (w, 54, geschieden) im letzten halben Jahr ergangen ist. Ich habe hier bei EP einen Witwer kennen und lieben gelernt (7 Monate nach dem plötzlichen Tod seiner Frau). Wenn ich die Beiträge der Frauen lese, dann kann ich heute viele davon gut verstehen, denn es war auch für mich als "Nachfolgerin" an der Seite dieses Mannes gelegentlich sehr grenzwertig: es dauerte 3 Monate, bis er seinen Ehering ablegte und bis heute steht "ihr" Bild im Esszimmer und blickt sozusagen auf den Tisch. Inzwischen ist es nicht mehr A-4 groß, sondern nur noch wie eine Postkarte...und ich habe mich daran gewöhnt. Das habe ich akzeptiert, auch wenn es mir schwer fiel. Die noch vorhandenen Utensilien im Badezimmer dagegen nicht. Man fühlt sich schon manchmal sehr als Eindringling. Im Gegensatz zu Geschiedenen ist die Beziehung eines Verwitweten ungebrochen, lebt positiv besetzt weiter und wird auch in der Rückschau so bleiben, eher noch verklärt werden. Ich habe mir das nicht so schwierig vorgestellt, damit zurecht zu kommen, aber jetzt, nach einem guten halben Jahr, ist es viel besser geworden. Es gab viele Momente, an denen ich mir wünschte, ich hätte da mehr Größe und Gelassenheit, denn ich liebe diesen Mann und seine verstorbene Frau nimmt nichts weg und schmälert nicht unsere wirklich sehr schöne Beziehung. Ich hoffe, dass mir die Zeit hilft, "Ihr" einen Platz in unserem gemeinsamen Leben zu geben...ihr Geburtstag, ihr Todestag.
Ich kann doch nicht verlangen, dass er die Frau, mit der er 32 Jahre gelebt hat, aus seinem Leben aus zu radieren. Wenn es gut weitergeht mit uns, dann wird diese Zeit und das Bild von ihr verblassen und zurücktreten.
Wie gesagt, ich habe mir über die Begleiterscheinungen des Status "verwitwet" vorher nicht groß Gedanken gemacht, mich viel mehr darüber gefreut einem Mann zu begegnen, der ohne Narben und Kränkungen auf seine Ehe zurückschaut und der eine ganz positive Erwartung an Partnerschaft hat, kein Misstrauen, Kränkungen, Narben, Verletzungen durch Trennung, Scheidung und ggf Unterhalt. Das ist eine nicht zu unterschätzende "Mitgift"!