Mit "Wilder Zeit" muss ja nicht unbedingt immer (nur) ausschweifender Sex gemeint sein. ...
Mir wäre es eher suspekt, wenn jemand immer nur "brav" wie ein Klosterschüler gewesen wäre. Da würde ich denken, mit dem stimme was nicht.
Einfach verrückte Dinge getan zu haben, die man später und mit mehr Nachdenken wahrscheinlich nicht mehr tun würde. Sehe ich auch so.
Es gibt bei vielen eine Zeitspanne, wo man sich selber ausprobiert und seine Grenzen testet. Das sind Dinge, wenn man sie recht früh macht, die man später zumindest in diesem Stil nicht mehr tun würde, weil man die Ergebnisse kennt.
Wenn man jung ist, hart man keine Ahnung was das Leben und die Welt bieten - erst wenn man einiges probiert hat, kann man langsam unterscheiden, was man will und was eigentlich nicht. Erst durch Erfahren lernt man es. Am lernfähigsten ist der Mensch in relativ jungem Alter ... nun gut, ein paar lernen auch noch später, die meisten fahren sich aber doch eher fest als in einer Sackgasse umzukehren. Nur wenn man die Fähigkeit erworben hat, Fehler einzugestehen, daraus zu lernen und evtl. neu zu starten, kann man diese später anwenden. Wenn man das nicht hat kommt u.U. sowas dabei raus:
... und er kommt mit swinger club Abenden an.
Sowas ist dann wohl eher für solche, die keine 'wilden Zeiten' ausleben konnten und ein braves Pseudo-Außenbild erhalten wollen.
Deshalb kann ich die nicht unterschreiben:
Brav gewesen zu sein bedeutet noch lange nicht, daß die wilde Zeit noch kommt, und umgekehrt wird nicht jeder Wilde später brav. Es kann auch der Brave brav und der Wilde wild bleiben. Genau genommen halte ich das sogar für wahrscheinlicher, denn Menschen ändern nicht plötzlich in der Lebensmitte ihren Charakter.
Leider erfahrungsgemäß anders: Wer immer 'brav' war, fällt auf den falschen Partner in der ersten Lebenshälfte herein, bleibt zu lange, weil er zu brav ist, versaut sich für den Rest des Lebens weil er für immer glaubt JEDE und JEDER ist so, wie er oder sie es nunmehr Jahrzehnte erfahren hat - einfach weil er (sie) nicht gewagt hat, in verschiedene Konzepte hineinzublicken, und zwar VORHER. Und freakt dann irgendwann aus.
Ausnahmen bestätigen die Regel, man sollte aber nicht davon ausgehen, daß die Ausnahme der Normalfall und der Normalfall die Ausnahme ist.
Der Normalfall ist m.E. genau andersherum: Wer nicht erfahren hat, also 'brav' war, kann keine weitreichenderen, eigenverantwortlichen Entscheidungen treffen weil der Erfahrungsschatz, also der Informations-Input, fehlt. Wer hingegen aus 'Erfahrungen' gelernt hat, kann sehr wohl entscheiden, dass es damit genug ist. Natürlich gibt es solche, die 'hängen bleiben' und die Konsequenz ziehen, dass alles austauschbar ist... aber DAS sind m.E. die Ausnahmen.