Ich habe 5 Jahre eine Fernbeziehung mit einer Distanz von knapp 400 km gelebt. Wir hatten sehr schöne Wochenenden und auch tolle Urlaube. Doch die Zeit von Dienstag bis Freitagabend wurde manchmal sehr lang und auch entfremdend. Es ist wichtig auch unter der Woche in Kontakt zu bleiben, verbindende Rituale zu schaffen. Z. B. ein "guten Morgen" per sms, eine "gute Nacht" am Telefon. Wenn die Bedürfnisse hier gleich sind, kann eine Fernbeziehung auch bereichernd sein, weil beide unter Woche Zeit für eigene Interessen haben, man sich auf das gemeinsame Wochenende freut und die gemeinsame Zeit bewusster gelebt wird. M. E. ist es jedoch wichtig, im Gespräch zu bleiben und den Partner auch in der Ferne an seinem Leben, dann zumindest verbal, teilhaben zu lassen, bzw. auch Interesse am Leben des Anderen zu haben. Man sollte sich auch gegenseitig persönlichen Raum in den Wohnungen einräumen, um sich nicht dauerhaft als Gast und auf Durchreise zu fühlen. Es ist sicher sinnvoll einen Teil der Anziehsachen beim Partner zu lassen, um nicht ständig aus dem Koffer leben zu müssen, sondern das Gefühl zu haben, man kommt am Wochenende nach Hause, auch wenn es die Wohnung des Partners ist. Ich war von der Beziehung überzeugt und auch bereit, einen Wohnortwechsel in Betracht zu ziehen. Leider wurde mir irgendwann klar, dass es für meinen Partner "nur" eine Fernbeziehung war. Er eine Beziehungphobie hat und ein Zusammenziehen für ihn gar nicht wirklich in Betracht kam, obwohl er immer davon sprach. Sein Verhalten war ein anderes als seine Versprechen. Anrufe waren für ihn irgendwann Pflicht, aber kein Bedürfnis. Er hatte die Sicherheit einer Beziehung und nahm sich unter der Woche oder auch mal an getrennten Wochenenden die Freiheiten eines Singles. Es war sehr verwirrend, weil ich irgendwann nicht mehr wusste, was ich glauben, wem ich trauen sollte - meinem Gefühl, dass er keine feste Beziehung möchte oder seinen Worten und leeren Versprechungen, die ich nur allzu gerne hören wollte. Es kann funktionieren, wenn beide es möchten. Davon bin ich ganz fest überzeugt. Man sollte sich nur über die Beweggründe des Anderen im Klaren sein! Es ist wie in jeder Beziehung, wenn beide ehrlich sind, findet man auch gemeinsam eine Lösung.Viel Glück, ich drücke Euch die Daumen!