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  • #1

Witwer hat noch nicht alles verarbeitet...

ich habe seit einem halben Jahr eine Beziehung zu einem Witwer. Er hat zwei erwachsene Töchter und die ältere (27) habe ich bereits kennen gelernt. Das ist ausgesprochen gut gelaufen und es gab sehr nette Gespräche auch ohne den Vater. Die jüngere Tochter ist ziemlich krank und bekommt regelmäßig Anfälle, was ihn bisher veranlasst hat, mich ihr nicht vor zu stellen. Er glaubt, ihre Krankheit wird dadurch schlimmer, da sie sicher auch stark psychisch bedingt ist. Die Frau verstarb vor einem Jahr und ich glaube, die Familie hat das noch nicht wirklich verarbeitet. Er sagt auch häufig Verabredungen mit mir spontan ab, sodass ich kaum etwas anderes planen kann. Ich habe auch keine leichte Vergangenheit und brauche eine neue, ausgeglichene Partnerschaft, in der ich nicht verleugnet werde - bei aller Rücksicht, die ich bisher aufgebracht habe. Was sagt ihr dazu?
 
  • #2
Du definierst doch gerade Deine Bedürfnisse: Ausgeglichene, erfüllende Beziehung, die keine neue Sorgen bringt, sondern Probleme löst. Du weißt selbst, dass die neue Beziehung diese Ansprüche nicht befriedigt. Was sollen wir dazu noch sagen?

Mich wundert bei solchen Fragen immer, wie wenig Gefühle eine Rolle zu spielen scheinen. Du hast einen Witwer "kennengelernt" -- ja, in Ordnung, aber sollte es nicht um Liebe gehen? Die Sache würde anders aussehen, wenn Du sagen würdest: "Ich habe mich vor einem halben Jahr unsterblich in einen Mann verliebt und er sich auch in mich. Leider ist er Witwer und seine jüngere Tochter..." Aber in der Fragestellung klingt es so, als ob es ohnehin nur eine pro-forma-Beziehung ist; man unternimmt mal was zusammen, es passt ganz gut, aber er hat leider zu selten Zeit.

Mein Rat: Gehe in Dich und prüfe vorallem Deine Gefühle für ihn. Bist Du verliebt? Liebst Du ihn? Willst Du ihn? Wenn nicht, erübrigt sich doch jede Detaildiskussion, wenn ja, solltet Ihr schleunigst zusammenrücken und viel mehr zusammen unternehmen und Du Dir nicht mehr absagen lassen. Nach einem halben Jahr (eine lange Zeit für eine frische Beziehung!) muss man irgendwann dazugehören, oder es wird ohnehin nichts mehr.
 
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  • #3
Danke, Frederika,

ja, wir haben uns ineinander verliebt - sogar sehr! Er sagt auch, dass er mich nicht verlieren möchte wegen der Situation mit seiner Tochter und ich habe bisher alles toleriert und mich geduldig und verständnisvoll gezeigt, was er, wie er sagt, sehr zu schätzen weiß. Nun ist es in der letzten Zeit so, dass wir uns immer nur sehen können, wenn seine Tochter (24) ihm den Freiraum lässt und das ist ohnehin nicht so oft, da wir ca. 100 km auseinander wohnen, also meistens am Wochenende. Sie hat eigentlich eine eigene Wohnung, hält sich aber immer, wenn SIE es möchte, bei ihm auf. Auch dann kann ich ihn nicht zu Hause besuchen. Nun stehen diese und nächste Woche Jahres- Hochzeits- und 60. Geburtstag bevor und ich denke, dass auch daher die Familie sehr aufgerüttelt ist wegen der Trauer und Erinnerungen. Meint Ihr, dass es danach besser wird?
Am Anfang war er total locker drauf, was mich schon wunderte. Hat er sich vielleicht selbst überschätzt mit der Trauerarbeit?
 
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  • #4
Liebe FS,

ein Jahr ist keine Zeit, um den Tod der Ehefrau zu verarbeiten. Dazu kommen noch psychische Probleme der Tochter. Und wer sich nach einem halben Jahr auf eine neue Frau einlässt, handelt m.E. nicht vernünftig. Mir käme der Verdacht, dass ich als Trostpflaster benutzt werden würde.

Mir wäre das zu heftig, ich würde so einen Mann nicht kennenlernen wollen, weil es schon absehbar wäre, das es Probleme gibt.

Wichtig fände ich, dass du eher bei dir schaust, ist deine Vergangenheit ordentlich bearbeitet? Warum suchst du dir bzw. gehst eine Beziehung zu einem Mann ein, der überhaupt keine gesunde Basis mitbringt? Denn eine gesunde Basis ist für dich je sehr wichtig.

Warum suchst du dir eine Fernbeziehung und dazu noch einen frischen Witwer? Wenn er das überhaupt ist. Vielleicht ist er gar nicht Witwer und hat auch keine Tochter, die krank ist? Liest sich komisch, was du über ihn schreibst.

w (47)
 
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  • #5
Schwierig liest sich die Geschichte. Stimme allerdings #3 zu. Nach einem Jahr kann so ein Verlust nicht verarbeitet sein. Hier hat m.E. auch die Tochter "Vorrang". Der Vater sollte sich dementsprechend kümmern und sich rücksichtsvoll verhalten, was er ja wohl macht. Du musst das akzeptieren bzw. tolerieren. Möglicherweise könnte sich zwischen euch eine Freundschaft entwickeln, Verliebtheit würde ich erstmal zurückweisen. Da sind einige Baustellen, mit denen ich nicht leben wollte. Das wäre auch der Punkt zu überlegen, was Du willst. Denn einfach ist diese verzwickte Situation nicht.
 
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  • #6
Danke für Eure guten Kommentare!
Er ist tatsächlich Witwer und hat auch eine kranke Tochter, die inzwischen akzeptiert, dass es mich gibt und Ihrem Vater auch ünscht, dass es ihm gut geht. Ich denke auch, er hat den Tod seiner Frau auch deshalb schnller verarbeitet, da er sie 9 Jahre bis zum Tod tagtäglich versorgt und gepflegt hat. Er hat sich ausgesprochen intensiv um sie gekümmert und sogar seinen Firma verkauft, um ihr seine ganze Zeit widmen zu können, ist viel gereist mit ihr und hat ihr alle noch realisierbaren Wünsche erfüllt. Durch diese lange Zeit der Begleitung hat das Abschiednehmen sicher viel früher angefangen und nun möchte er sich ein neues Leben mit Partnerschaft aufbauen, was ihm sicher auch zusteht. Ich berücksichtige sehr stark seine Gefühlschwankungen und wir können sehr gut über alles reden und mit Ruhe angehen. Auch die Probleme mit seiner Tochter respektiere ich selbstverständlich und auch in diesen Dingen bin ich ein sehr gute Gesprächspartnerin. Wir möchten nicht mehr aufeinander verzichten und sind uns inzwischen sehr wichtig geworden. Auch er berät mich und hilft mir in sehr sehr vielen Dingen; denn ohne Probleme ist niemand! Meine Vergangenheit ist: bin getrennt lebend nach 30 Jahren Ehe mit ständigen Betrügereien durch meinen Mann und zwei ziemlich schwierigen Kindern, also salopp gesagt: auch kein Ponyhof:) das war leider lange nicht zum Lachen. Daher habe ich mir einen Mann gesucht, der mit Frauen auch respektvoll umgeht. Könnte noch mehr schreiben, mache jetzt aber einmal Schluß und freue mich auf Antworten.
 
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