ich werde mit meinen 51 Jahren als attraktiv empfunden, war mal in einer Partnerbörse, in der ich an der erlernten Singlementalität meiner Gegenüber gescheitert bin. Als lange geschiedener Familienvater gehöre ich der altmodischen Fraktion der Lese- und Spieleabende und Urlaube mit der Familie an. Wir standen auf den Fähren nach Schweden an Deck und löffelten Kartoffelsalat aus Tupperdosen, die Singles saßen im Bordrestaurant bei Lachs und Primeur, wir lachten, die Singles glotzten auf Frauenärsche oder machten wegwerfende Handbewegungen über lärmende Kinder. Ich habe meine Frau in langer Krankheit beigestanden, an Sexualität war da nicht zu denken, diese Krankheit hat NICHT den Grund zur Scheidung geliefert, außerdem wurde sie -Gott sei Dank - wieder gesund. Mein Freund, passionierter Single, hat zwei Partnerinnen verlassen, weil sie jeweils eine unschöne Unterleibsoperation hinter sich hatten.
Ich möchte keinen Feldzug gegen Singles starten, auch in diesem Status gibt es tausend verschiedene Konstellationen, aber die erlernte Lebenskultur ist mir wirklich sehr fremd.
Was soll dieser ganze Wellness-Wahnsinn, die Flucht aus den eigenen vier Wänden am Wochenende, die kurzfristig geänderten Verabredungen per SMS, die Wegwerfmentalität bei Gesundheitseinbrüchen und die nervigen Mode-Urlaubsreisen auf den Himalaya oder nach Kuba oder, oder, oder? Muss ich in Tanzschulen als tausendster Teilnehmer Salsa tanzen und mit dem kubanischen Tanz so viel gemeinsam haben wie eine Aldi Pizza mit Italien? Die letzte Frau, mit der ich mich bei einem Date traf fragte mich allen Ernstes, welche Macke ich denn wohl habe, dass ich nicht schon vergeben sei. Aus Scherz antwortete ich, ich sei pleite und demnächst käme H4. Da sagte sie, auf eine Nacht hätte sie echt Lust, auf Dauer wird das aber nichts mit uns beiden. Ich habe das Missverständnis nicht korrigiert, den ONS abgelehnt und mich endgültig aus der Börse abgemeldet. Davor traf ich nur Frauen, die fast alle was von mir wollten, die aber einen Lebensstil hatten, der nicht meiner ist. Mich findet Frau in Konzerten, Literaturbesprechungen, Theatern und Kinos, beim Rennradfahren. Ich gehe gern allein weg und beobachte Menschen, bewege mich im Freundeskreis und bin wahrscheinlich optisch immer noch der Papa, den Frauen mögen und der vergeben zu sein scheint. Ich musste nie nach dem anderen Geschlecht "jagen" und leiste mir eher Absagen, weil eben die Lebenskultur der meisten nicht meine ist und ich die Schäppchensuche gelangweilter Singlefrauen, die sonstwas in meine Äußerlichkeit hinein interpretieren, nicht verstehen kann.