• #1

Wohin mit der (verspäteten) Wut?

Ich bin seit drei Jahren geschieden. Die Story ist alltäglich. Als unser Kind da war (das er auch wollte), ging es bergab. Er reagierte aggressiv wenn es schrie, brüllte es oft an. Es passte ihm nicht, dass ich mit 5 Monaten noch stillte. Er war beleidigt weil das Kind mehr an mir hing, hatte aber auch null Geduld, rastete dauernd aus. Jedes Fehlverhalten hatte ich durch meine Erziehung verschuldet.

Ich überschlug mich um zu vermitteln und allem gerecht zu werden, doch es genügte ihm nie. Ich bekam im ersten Jahr Elterngeld und verdiente dann wieder mit. Den Haushalt erledigte ich so ziemlich allein. Er ging jedes Wochenende seinen Hobbys nach, kam betrunken und aufgeheizt nach Hause. Auch an mir ließ er kaum ein gutes Haar. 3 Monate nach dem Kaiserschnitt bemängelte er meine Figur. Ich war normal- bis idealgewichtig, machte Sport, kochte gesund, es kamen oft verletzende Kommentare über mein Aussehen.

Ich wollte teilweise nicht mehr heim, denn es war immer was. Das Kind begrüßte ihn nicht nett genug, ich hatte die Stehlampe mal brennen lassen, etc. Ich ließ mir nie alles gefallen, doch der Zorn und Hass, der mir entgegen schlug, lähmte mich. Als ich mich trennen wollte, ruderte er zurück.

Er fing an, übergriffig zu werden. Im Beisein unseres Kindes packte er mich im Nacken und drückte mein Gesicht in seinen Schritt. Nach einem absolut demütigenden Spruch über meine Fähigkeiten im Bett (die hatte er bis dahin nie bemängelt) war es am Ende, ich konnte nicht mehr mit ihm schlafen und ging. Weder vor noch nach ihm musste ich mir sowas jemals wieder anhören, und auch er heulte mir lange nach. Trotzdem leide ich immer noch unter allem was vorgefallen ist.

Seit einigen Monaten hat er eine Freundin. Was mir anfangs auch nichts ausmachte. Aber momentan grübele ich zuviel, weil er allem Anschein nach mit ihr wesentlich besser umgeht. Ein paar Kilo zuviel sind wohl jetzt kein Problem mehr. OK, sie ist halt die Richtige, soll vorkommen. Mir kommt er nicht entgegen, z.B. erfahre ich gar nicht oder erst kurz vorher, wann er unser Kind zurückbringt. Gespräch hat nichts gebracht.

Die Ferien jetzt waren natürlich toll. Urlaub, nur das teuerste Freibad, alles was ich nur begrenzt bieten kann (er arbeitet Schicht und verdient gut, ich muss mich nach der Betreuung richten und verdiene wenig). Und mein Ex lässt mich genüsslich "teilhaben", schickt mir Fotos auf denen beide Kinder zu sehen sind, erzählt mir wie toll sie sich verstehen, selbst bei kurzer Übergabe bekomme ich Infos reingedrückt, die mit seiner neuen Familie zu tun haben. Es sollte mir nichts ausmachen, aber es tut weh. Papa ist der Held. Ich habe das Verhältnis immer gefördert und bin nur die doofe Kuh, die den Alltag stemmt.

Ich weiss dass das alles selbstmitleidig klingt und ich naiv war. Aber ich kenne es nicht dass man so miteinander umgeht. Meine Fairness kriege ich vor die Füße geworfen. Ich weiss nicht mal mehr wozu ich auf der Welt bin. Wie kann ich lernen damit umzugehen?
 
  • #2
Wegen seines Verhaltens Dir gegenüber kann ich zwar nachvollziehen, warum er keinen Sonderplatz in Deinem Herzen mehr einnehmen wird, aber dennoch verwundern mich Deine Kritikpunkte:

Seit einigen Monaten hat er eine Freundin. [...] momentan grübele ich zuviel, weil er allem Anschein nach mit ihr wesentlich besser umgeht.

Mal ehrlich, wäre es besser, er würde mit ihr genauso umspringen, wie er es mit Dir getan hat? Vielleicht sogar im Beisein eures gemeinsamen Kindes?

Das sollte in niemandes Interesse liegen.

Und mein Ex lässt mich genüsslich "teilhaben", schickt mir Fotos auf denen beide Kinder zu sehen sind, erzählt mir wie toll sie sich verstehen, selbst bei kurzer Übergabe bekomme ich Infos reingedrückt, die mit seiner neuen Familie zu tun haben.

Das hört sich für mich so an, als würdest Du übersensibel auf die Situation reagieren. Im Zeitalter von Smartphone, Facebook & Co. kann ich nichts ungewöhnliches daran finden, wenn man der Mutter Fotos des Kindes aus dem Urlaub sendet. Auch der Smalltalk über Familienangelegenheiten schockiert mich nicht. Zumal Du als Mutter des gemeinsamen Kindes ja irgendwie in das Geflecht eingesponnen bist.

Ich habe das Verhältnis immer gefördert und bin nur die doofe Kuh, die den Alltag stemmt.

So würde ich das nicht sehen. Vielmehr bist Du nun diejenige, welche die Früchte ihrer Besonnenheit erntet. Ich meine, das Verhältnis zwischen Kind und Vater ist stabil und euer Umgang hat sich auch verbessert. Wäre Dir eine belastete Vater-Kind-Beziehung mit ständigen Streitereien wirklich lieber? Sicher nicht.

Meine Fairness kriege ich vor die Füße geworfen.

Aber was wolltest Du denn damit erreichen? Dank Deines Verhaltens herrscht nun ein vernünftiger Umgang zwischen Eltern und Kind. Ist doch prima. Gut gemacht!
 
L

Lena_34

Gast
  • #3
Hallo FS,

Ich habe etwas sehr, sehr ähnliches erlebt. Muss dazu allerdings sagen, dass bei meinem Mann diese Verhaltensweisen teilweise mit seiner Depression zu tun hatten.
Aber dein Text erinnert mich an die schlimmsten Jahre meines Lebens. Vor allem dieses grausige Gefühl, müde zu sein, und doch nicht nach Hause zu wollen. Oder zuhause zu warten, bis er besoffen zurückkommt...

Nach der Trennung ging es bei uns jedoch anders weiter als bei euch. Wirtschaftlich stehe ich besser da als er und er heult mir noch immer hinterher (was ihn aber auch nicht davon abhält, hin und wieder für Ärger zu sorgen - vermutlich um meine Aufmerksamkeit zu bekommen).

Mir hat meine positive Entwicklung nach der Ehe geholfen, meinen Selbstwert wieder aufzubauen. Da das bei dir schwieriger zu sein scheint, solltest du evtl. einen Therapeuten aufsuchen. Solche Erlebnisse, die zudem über Jahre gehen, sind ein ordentliches Trauma.

Ansonsten würde ich mich an deiner Stelle freuen, dass das Verhältnis zwischen Vater und Kind so gut ist. Ihr seid immer noch Eltern und keine Konkurrenz um die Gunst eures Kindes. Es ist auch toll, dass du das Kind überhaupt zum Vater lassen kannst, trotz all dem was bei euch vorgefallen ist. Ich habe zum Beispiel Angst vor seiner Unausgeglichenheit und tue alles, damit unser Kind nicht (oder zumindest nie länger) mit ihm allein ist. Habe deswegen komplett auf meine finanziellen Ansprüche verzichtet und mache oft gut Mine zum bösen Spiel.

Alles Gute dir!
 
  • #4
Ich finde deine Ferien nicht toll, sondern würde es als hochgradige Belästigung empfinden, Postkarten vom Ex zu bekommen. Er soll gefälligst aus deinem Leben verschwinden, ansonsten Maßregelung per Anwalt! Auch wenn es weh tut, wenn es den Kindern weh tut, wenn du dir dafür üble Sprüche anhören musst. Da musst du eine Weile durch das ertragen lernen. Abhärtung, Konsequenz, Kontaktverbot.

Den Kindern kann man erklären, was Papa so trieb und ihn damit Ent-Helden: Betrunken heimkommen, übergriffig gegen Mutti werden, sie aufgrund ihrer Figur beleidigen, andere Freundinnen haben. Wenn du Töchter hast, mach das Bitte, damit sie sich ein Negativbeispiel nehmen können, wie es hinter der scheinheiligen Fassade aussieht.
Wenn du Söhne hast, tut es mir leid. Die werden wie der Vater, wenn sie Umgang mit ihm haben.
 
  • #5
Liebe Odile17,

Zur Wut kann ich dir EFT empfehlen, da kann viele Emotionen aus dem Körper klopfen, immer wieder solange bis sie weg sind, und das kann lange dauern.

Ich denke du hattest zu spät Grenzen gesetzt, und bist sehr gutmütig, ich kenne das von mir, da habe ich leider auch noch zu lernen. Es heißt immer man muß gut mich sich umgehen, dann tun es auch die anderen, also irgendwo ist da noch ein Teil in Dir der dies Verhalten im außen "anzieht" damit es von dir nochmal gefühlt wird.

Ich kann dir vollens nachempfinden, dass die Übergabe sehr belastend ist, da könntest du eine Grenze setzen, du solltest nicht warten müssen, er soll dir früh genug, wenn es dir passt, sagen wann er das Kind zurückbringt. Nicht aufgeben! Es vermutlich schwierig, wenn er sich nicht zum vereinbarten Termin nicht einfindet, einfach nicht da zu sein, und das ist ihm wohl bewußt...
Vielleicht gibt es jemand der bei der Übergabe dabei sein kann bzw. der sie für dich, zumindest manchmal übernehmen kann?

Auch wenn er mit der Neuen besser umgeht in deinen Augen, ob sein Charakter sich so schnell ändert ist fraglich, aber wichtig ist, dass es für Dich nicht mehr erträglich war, und da hast du dich zurecht geschützt. Und einen verständnisvollen und liebevolleren Partner gibt es bestimmt für dich.
 
G

Gelöschter Nutzer

Gast
  • #6
Es läuft momentan gut mit der Neuen, aber er bleibt der Alte und sie wird irgendwann das gleiche durchmachen wie Du.
Zu Dir war er am Anfang sicher auch lieb und nett.

Meine Freundin erlebte etwas ähnliches und ihr Ex verhielt sich anschließend genau wie Deiner.
Sie reagierte knallhart.
Machte ihm schriftlich klar, dass er seinen Sohn nur sieht weil er ein gesetzliches Umgangsrecht hat und sie IHREM Sohn den Vater nicht nehmen will.
Dass sie allerdings nicht das geringste Interesse an seinem (des Mannes) jetzigen Leben hat und sie die Kommunikation auf unvermeidliche Absprachen bzgl. des Kindes beschränkt sehen möchte. Keine Urlaubs-, Weihnachts-, und Geburtstagsgrüße, keinen small talk, keine Fotos.
Wenn er dem Sohn etwas sagen oder geben will soll er es postalisch machen oder das Kind anrufen.
Bei der Übergabe gibt es kein Lächeln, keine Begrüßungsfloskeln, nur sachlichen Informationsaustausch. Seit fast 5 Jahren.
Da er Narzisst ist, leidet er unter dieser Ablehnung extrem, was ihr gut tut.

Vor ihrem Kind wird über den Vater nie schlecht gesprochen aber wenn er mal etwas älter ist und nach den Gründen der fragen sollte, wird sie ihn auch nicht anlügen.

Wütend auf ihn ist die nicht mehr, seit sie SICH selbst verzieh, dass sie ihn nach der ersten groben Beleidigung nicht rauswarf.

Vielleicht hilft es auch Dir diese zerstörerische Wut loszuwerden.
Verzeihe Dir selbst, .....dass Du nicht eher gegangen bist.
Und mach ihm kalt, kurz, aber deutlich klar, dass Du von ihm keinerlei persönliche Informationen mehr willst.
Absprachen bezüglich Deines Kindes erwartest Du sachlich faktisch.

Zudem sagst Du ihm deutlich in welchem Zeitrahmen er Dir mitteilt, wann er Deinen Sohn zurückbringt. Ansonsten gibst Du diesen bei der Übergabe vor.

Hält er sich nicht an diese Absprschen dokumentierst Du es und drohst ihm an, das Umgangsrecht einschränken zu lassen.

Wichtig ist, dass Du Dich aus dem Gefühl der Hilflosigkeit und Unterlegenheit herausholst.
Nimm die Zügel wieder in die Hand.

Und verzeihe Dir liebe Odile... :)
 
  • #7
Anscheinend fährt er so ein Eifersuchtsprogramm für Dich. Naja, dann ist er eben anders zu dieser Frau. Die sind ja auch noch nicht lange zusammen. Ich habe sogar den Verdacht, dass Du ihm mehr bedeutest.

Es gibt Menschen, die sich besonders eklig zu den Menschen verhalten, die ihnen was bedeuten. Ich hab das nie so richtig verstanden und kann es mir nur so erklären, dass diese Leute Gefühle für Schwäche halten und dem, der sie auslöst, übelnehmen, dass er sie auslöst. Oder sie sind verletzt, weil die grenzenlose Liebe, die sie sich erhofft hatten, ohne selbst Liebe geben zu müssen, nun das Kind bekommt und sie nur noch nebenher laufen. Die Eifersucht von Vätern auf Kinder, insbesondere Söhne, ist ja kein unbekanntes Phänomen. Der Konkurrenzkampf um die Aufmerksamkeit der Mutter artet bei manchen richtig aus, wobei der Mann zwar total überlegen ist, aber nicht gewinnen kann, wenn die Mutter den Sohn liebt. Bei meiner einen Bekannten habe ich das gesehen, dass der Sohn ihr das an Aufmerksamkeit geben sollte und auch gab, was der Vater nie machte. Wenn der jetzt eifersüchtig gewesen wäre, hätte es auch Krieg gegeben, weil zwischen die Liebe Mutter-Sohn kein Blatt Papier passt (noch, weil der Sohn die Vertrauensbrüche und Manipulationen noch nicht durchschaut).

Wenn einem jemand nichts bedeutet, dann sinnt man doch nicht danach, ihm wehzutun, außer man will sich rächen für Verletzungen oder sonstwas.
Wenn einem jemand nichts bedeutet, ist es dann verletzte Eitelkeit, dass nun die andere Frau Aufmerksamkeit bekommt? Oder willst Du ihn wirklich zurück?

Es sollte mir nichts ausmachen, aber es tut weh. Papa ist der Held.
Lass Deinem Kind das. Ich kann mir vorstellen, dass es Dir wehtut, aber es ist doch gut, wenn Dein Kind nicht reingezogen ist in euren Disput. Irgendwann wird es verstehen, aber jetzt hilft es ihm doch gar nicht, wenn der Vater sich abwenden würde oder es keine gute Zeit hätte, wenn es bei ihm ist. Das ist ein Akt der Selbstlosigkeit, aber ich würde es für mein Kind tun und mich ansonsten darauf konzentrieren, was ich für den Mann noch empfinde. Je eher Du da rankommst, auch wenn es noch Liebe sein sollte, die als gescheitert zu betrachten ist, umso eher kannst Du auch damit fertigwerden, statt es zu verdrängen und dann daran zu leiden.
 
  • #8
Es gibt Menschen, die einfach Armleuchter sind. Manchmal entpuppen sie sich auch erst in der Partnerschaft. Akzeptiere das und lasse das hinter Dir! Es lohnt sich nicht, sich darüber Gedanken zu machen. Fülle Dein Leben mit positiven Gedanken und schau nach vorn und nicht zurück! Kauf Dir ggf. einen Sandsack und hau drauf ein, mach Sport oder übe ein nettes Hobby aus, wenn Du als allein erziehende Mutter noch die Energie dafür hast (ich weiß, wovon ich rede, denn ich bin selber allein erziehend). Mach Dein Leben reich und kümmere Dich nicht darum, wie Dein Ex-Partner lebt! Du kannst doch froh sein, dass Du ihn los bist! Alleine geht es Dir und Deinem Kind bestimmt besser. Aber lass Dein Kind da raus und lasse ihm seinen Vater - was für ein Armleuchter er auch immer sei!
 
  • #9
Hier nochmal die FS. Danke für Eure Antworten!

Ich hätte manches gern differenzierter beschrieben, aber durch die Zeichenbschränkung habe ich einfach mal das Wichtigste aufgeschrieben. Trotzdem habt ihr den Horror wirklich verstanden, das Gefühl kein "daheim" mehr zu haben, nichts richtig zu machen, ständig Kritik ausgesetzt zu sein. Es war auch egal was ich tat, das Gegenteil wäre genauso falsch gewesen. Während und nach der Trennung terrorisierte er mich übrigens noch mehr.

@Kain
Nein, natürlich will ich nicht dass eine andere Frau genauso behandelt wird. Es ist schwer zu erklären, einerseits war ich sehr froh dass er wieder jemanden hat, weil er vorher gern mal unangemeldet auftauchte oder mir die Ohren voll jammerte. Es ist mehr so dass für mich diese alten Verletzungen dadurch gerade wieder sehr präsent sind und ich mich frage, warum er zu mir so war.

Was die Fotos angeht... Wenn es ein Foto vom Urlaub oder einem tollen Ausflug, OK, von mir aus auch mit Stiefkind. Aber es nahm echt überhand, also habe ich es angesprochen. Prompt wieder zig Fotos, grundsätzlich mit beiden Kindern. Auch die Familienerzählungen sind, wie soll ich sagen, unnötig bis provozierend. Ich denke nicht, dass ich da überempfindlich bin. Aber ich reagiere halt nicht drauf. Hätte ich eine Patchwork Beziehung, würde ich meinem Ex sicher keine Fotos vom fremden Kind schicken, sondern unser gemeinsames einfach mal solo ablichten.

Dass meine Gefühle teils unnötig sind weiß ich, schließlich habe ich ja immer gewollt dass sie ein gutes Verhältnis haben, und natürlich weiss ich auch, dass ich die Mutter bin und bleibe. Trotzdem sind diese Gefühle eben da. Vom Kopf her weiss ich ja auch dass ich nicht unattraktiv und dumm bin, nur weil er mich so behandelte, aber ich fühle es eben nicht.

Ich will diese Gefühle ja nicht haben. Ich hatte früher nie Angst nicht genug bieten zu können, aber es scheint für unser Kind jetzt eine Rolle zu spielen.

Mich packt momentan einfach oft die Wut gerade. Er wollte auch ein Kind, dann war ihm aber alles zuviel. Und nun, wo ich all die Jahre die Arbeit erledigt habe (er ist nie nachts oder frühmorgens aufgestanden, selbst wenn ich bis 2 Uhr früh gearbeitet hatte), es seit Jahren allein erziehe, kommt es mir eher vor, als ob er nun die Früchte erntet und die Freizeit mit ihm genießt - die Einschränkungen trage ja ich.
 
  • #10
Ohje, gut, dass Du das alles so formulieren kannst. Die Verletzungen sind tief und die Wut ist verständlich, sie lässt sich auch nicht abschalten, doch sie sollte Dein Leben nicht weiter dominieren und Dich auffressen. Er weiss eigentlich nicht was er tut und was er Dir damit antut, auch wenn vieles kalkuliert ist. Er trägt mit Dir eigene Konflikte aus, zieht Dich damit hinein, in eine kaputte Psyche. Entschuldigungen gibt es dafür aber nicht. Versuche mal professionelle Hilfe wahrzunehmen, Gespräche, Reflexionen, die Dich aufbauen und evtl. auch für das Kind, das ja alles mitbekommt, gut sind. Das Kind speichert diese Muster ab, so wird das bei ihm auch gewesen sein. Biete ihm nicht die Bühne oder Deinen Raum an, den er für seinen dunklen Anteil braucht. Alles Gute!
 
  • #11
seit Jahren allein erziehe, kommt es mir eher vor, als ob er nun die Früchte erntet und die Freizeit mit ihm genießt - die Einschränkungen trage ja ich.
Ich habe keine eigenen Kinder, deshalb kann ich da keine persönlichen Erfahrungen beisteuern. Nur, der zitierte Text scheint ja ein sehr, sehr häufig anzutreffendes Phänomen zu sein. Wahrscheinlich geht das praktisch auch oft kaum anders, weil ihr nun mal diese Schieflage habt: Du wuppst den Alltag und hast finanziell überschaubare Möglichkeiten, er ist der Event-Papa und kann finanziell was bieten.
Ich sehe nicht, wie sich das grundsätzlich bei euch ändern ließe, vielleicht hat jemand anderes dazu eine Idee. Nein, gerecht ist das sicher nicht - aber es ist nun mal so. Manchmal kann es sinnvoll sein, die Dinge, die man nicht ändern kann (?) zu akzeptieren.

Hab Vertrauen!: Euer Kind wird älter und verständiger, beginnt vielleicht auch, Sachverhalte zu hinterfragen. Es ist doch nicht gesagt, dass der Papa für sie/ihn immer der Größte bleiben wird und du die "langweilige" Alltags-Mami. (Eher sogar sehr unwahrscheinlich, denke ich.) Eines Tages rücken sich da bestimmt ein paar Dinge gerade.
Für euer Kind ist es doch momentan gut so, wie es ist: Ihr kommt als Eltern miteinander halbwegs klar, es hat guten Kontakt zu euch beiden.

Deine Wut kann ich verstehen, sie ist ja auch völlig berechtigt. Mir selbst hilft es mitunter, sie einfach mal zuzulassen. Mitunter reicht es schon, mir zu erlauben aus tiefster Seele zu denken "So ein A..., wie konnte er nur...!" Ansonsten probiere es doch mit dem schon vorgeschlagenen Sandsack, stelle dir sein Gesicht beim Draufhauen vor, kann helfen. Sich anzuhören "Sei doch froh, dass er weg ist" mag zwar die Vernunft in dir ansprechen, aber deine Wut geht deswegen ja trotzdem nicht weg.
Alles Gute!
 
  • #12
Warum weinst du einem solchen Mann hinterher?
Der ist hochgradig narzisstisch gestört und will dich weiterhin kleinhalten und verletzen, was er ja auch spielend schafft! Du hast den Co-narzisstischen Part! Er muss gar nicht fies zu seiner neuen Freundin sein - dafür hat er ja dich.
Erinnert mich an das Buch "Die Masken der Niedertracht".
Sag ihm bitte, dass du keine Photos willst.
Mach einen klaren Plan, wann er das Kind bringt - ansonsten lass dich beraten - es gibt über das Jugendamt Beratungsstellen.
Freu Dich, dass du ihn los bist - etwas Besseres konnte dir nicht passieren!
Du findest irgendwann einen netten Mann, der Dich liebt, dieser Mann ist zur Liebe nicht fähig, auch nicht mit der Neuen, sei dir dessen mal gewiss... sie kennt ihn noch nicht gut genug.
Und wenn dein Kind in die Pubertät kommt wird es sicher auch Probleme geben - Kritik scheint er nicht ertragen zu können.
Vielleicht solltest du auch einige Stunden Psychotherapie in Anspruch nehmen - die kosten allerdings einiges... keine Ahnung, ob du das auch über die KK abrechnen kannst, denke nicht.
Es gibt aber Beratungsstellen beim Jugendamt - da kannst du auch erst mal alleine hin - das sind auch Psychologen und Anwälte.
Du musst lernen, dich abzugrenzen, ihm Grenzen aufzuzeigen und Dein Leben ohne ihn zu leben.
Der dominiert noch zu sehr deine Gedanken.
Noch eine Nebenfrage: Muss er dir keinen Unterhalt zahlen?
 
  • #13
Den Kindern kann man erklären, was Papa so trieb und ihn damit Ent-Helden: Betrunken heimkommen, übergriffig gegen Mutti werden, sie aufgrund ihrer Figur beleidigen, andere Freundinnen haben. Wenn du Töchter hast, mach das Bitte, damit sie sich ein Negativbeispiel nehmen können, wie es hinter der scheinheiligen Fassade aussieht.
Das wäre größtenteils schäbig. Es wäre später (wenn die Kinder so alt sind) natürlich schon OK die Kinder vor solchen Verhaltensweisen ab und zu zu warnen, aber so wie das hier steht, geht es darum ,den "geläuterten" und heute offensichtlich doch etwas anständigeren Vater vor den Kindern schlecht zu machen.

Das ist unterste Schublade und wird Reaktionen auslösen, die Du auch nicht wollen kannst.

Du solltest (wenn überhaupt) versuchen, ihm selbst mal Deine Wut über seinn damaliges Verhalten zu zeigen. Vielleicht schämt er sich ja mal ein wenig.

Würde Dir auch wünschen eine Entschuldigung zu bekommen, aber viele Menschen sind viel zu klein für solches Verhalten.
 
  • #14
Mach Dir bewusst, dass er bestenfalls eine Randfigur im Leben Deines Kindes ist. Den Alltag - und nicht nur die nervigen Seiten - teilst Du mit Deinem Kind. Eure Bindung wird immer viel intensiver sein, als die Bindung Deines Ex zu dem Kind. Dass er sich da abstrampeln und viel mehr geben muss als Du, um überhaupt Beachtung in den Augen Deines Kindes zu finden, ist doch logisch.
Freu Dich für Dein Kind darüber. Du hast jemanden, der Deinem Kind Dinge finanziert, die Du Dir nicht leisten kannst - klar, ist er zwischendurch mal der Held, aber wirklich eng wird so eine gute-Zeiten-nur am Wochenende -und in den Ferien, wenn Papa nichts anderes vorhat -Beziehung nie. In keiner Weise eine Bedrohung im Kampf um den Beliebtheitspokal ;-)

Und hey, würdest Du es anders herum wollen? Dein Kind würde bei ihm leben und Du müsstest Dir Beachtung und Zuneigung erkaufen? Eher nicht oder? Dann läuft doch alles den Umständen entsprechend optimal.
Außerdem, ein Kind bleibt nicht ewig klein. Irgendwann wird daraus ein erwachsener Mensch, der ganz genau weiß, wer immer für ihn da und wer hauptsächlich dazu taugte, das neueste Handy zu kaufen ;-).
 
  • #15
...ondern würde es als hochgradige Belästigung empfinden, Postkarten vom Ex zu bekommen.

Den Kindern kann man erklären, was Papa so trieb und ihn damit Ent-Helden: Betrunken heimkommen, übergriffig gegen Mutti werden, sie aufgrund ihrer Figur beleidigen, andere Freundinnen haben. Wenn du Töchter hast, mach das Bitte, damit sie sich ein Negativbeispiel nehmen können, wie es hinter der scheinheiligen Fassade aussieht.
Wenn du Söhne hast, tut es mir leid. Die werden wie der Vater, wenn sie Umgang mit ihm haben.

Man merkt, dass das eine Person geschrieben hat, die keine Kinder hat.
Ein Exmann, mit dem man Kinder hat, verschwindet niemals ganz aus deinem Leben. das ist klar.
Auch sollte man dem Kind nicht so knallhart aufs Brot schmieren, was Papa alles falsch gemacht hat - die Kinder haben ein Recht darauf, ihren Papa toll zu finden - sie haben eben "nur" diesen und kein Kind will hören: "Dein Papa ist ein Versager, ein Idiot oder gar Schlimmeres!"

Warum Söhne so werden sollten, wie der Vater, ist mir ein Rätsel? Wer sagt das?
Eine narzisstische Störung entwickelt sich in der frühen Kindheit. Wenn Kinder in einem stabilen Umfeld aufwachsen - getrennt oder nicht ist hierbei egal, dann entwickeln sie auch keine solchen Störungen. Nur sollten Mama und Papa sich auch unterschwellig keinen Kleinkrieg liefern.
Es schmerzt die FS, dass er das Familienleben mit der Neuen hinbekommt, was er mit ihr nicht geschafft hat - das verletzt sie und sie fragt sich, was die Neue hat, was sie nicht hat - sie ist schlicht eifersüchtig.
Davon muss sie sich befreien und begreifen, dass dieser Mann für keine Frau ein Glücksgriff ist.
Schafft klare Regeln und Verhältnisse und such dir irgendwann, wenn du das Alte verarbeitet hast, einen neuen Mann - solche wie dein Ex gibt es zuhauf, du bist nicht die Einzige, die so etwas ertragen hat - meiner war auch nicht besser, wenn auch auf andere Art und Weise.
Es tut aber gut, wenn man irgendwann eine entspanntere Beziehung führt. Lass ihn los!
 
  • #16
Ich überschlug mich um zu vermitteln und allem gerecht zu werden, doch es genügte ihm nie. Meine Fairness kriege ich vor die Füße geworfen.
Liebe @Odile17
Du erleidest das, was jeder gutmütige, nachsichtige, faire Mensch erleidet, der nicht gelernt hat, frühzeitig Grenzen zu setzen.
Ich finde Menschen, die fair sein können und Engagement zeigen, besonders wertvoll. Leider gibt es immer wieder welche, besonders solche mit schlechtem Selbstwert, denen Fairness selbst abgeht, und die sich von nachsichtigem Verhalten immer mehr eingeladen fühlen, deine Grenzen zu verletzen.

Diese Respektlosigkeiten haben sich schon früh in eurer Ehe eingeschlichen, und du hast es zugelassen. Den Traum geträumt, es würde mit noch mehr Initiative von deiner Seite besser, aber es wurde nur schlimmer. Die finale Grenze hast du sehr spät gesetzt. Das war und ist für ihn bis heute ein Affront, weil er gewohnt war, dass du dich ihm fügst. Das hat er dir nie verziehen. Bis heute quält er dich mit diesem Vorwurf, und gaukelt dir mit Fotos vor, was du alles verloren hast.

Was die neue Frau angeht: Er wird diese Wippchen auch bei ihr versucht haben. Entweder es geht hinter der Fassade ab wie bei euch, oder sie hat ihn von Anfang an in die Schranken gewiesen. Ich vermute zweiteres, und er braucht noch immer ein Opfer zum Quälen.

Er ist ein ganz erbärmlicher Mensch, und es wird Zeit, dass du das verinnerlichst und dich selbst mehr zu lieben lernst. Was die menschliche Wertigkeit angeht, stehst du weit über ihm. Sobald diese Gewissheit in deinem Kopf und Herzen angekommen ist, kann er dir nichts mehr anhaben, und du wirst lernen, ihm Grenzen zu setzen. "Heldengeschichten" abzuwürgen, Fotos und Provokationen zu ignorieren und als das zu erkennen, was sie tatsächlich sind: der klägliche Versuch, dich klein zu machen, Selbsterhöhung durch Fremderniedrigung.

Falls du gern Literatur zu dem Thema hättest, würde ich dir "Masken der Niedertracht" empfehlen. Hier wird auch der Narzisst besprochen. Ich finde deinen Mann da sehr wieder, so wie du ihn beschreibst.

Leider musst du ihn noch einige Jahre ertragen, bis euer Kind groß ist. Falls es allzu schlimm für dich wird, such dir professionelle Hilfe und Rat, wie du damit umgehen kannst. Solche Menschen wie dein Ex sind giftig für die Seele.
 
  • #17
Liebe Odile,
das ist leider immer so. Der Wochenendpapa ist der Held. Der muss ja auch nur zwei Tage mit dem Kind verbringen. Und die kann er natürlich immer ganz toll und zur vollen Zufriedenheit des Kindes gestalten. Die Mutter (oder der Elternteil, wo das Kind lebt) ist immer der Dumme. Muss sich ja schließlich auch um nicht so tolle Sachen, wie Krankheiten, Schule, Erziehung... usw. kümmern. Da herrscht natürlich nicht immer eitel Sonnenschein. Aber das ist normal, und der Helden-Papa kriegt von all dem nichts mit.
Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Und erst mit 18 Jahren hat meine Tochter verstanden, das der Papa gar nicht der große Held ist. Mittlerweile ist sie 30 und der Vater lässt keinen Kontakt zu. So ist das, und da musst du durch. Nimmst nicht zu schwer. Je älter das Kind, desto verständiger für die Situation.
 
  • #18
Ich weiss dass das alles selbstmitleidig klingt und ich naiv war. Aber ich kenne es nicht dass man so miteinander umgeht. Meine Fairness kriege ich vor die Füße geworfen. Ich weiss nicht mal mehr wozu ich auf der Welt bin. Wie kann ich lernen damit umzugehen?

Liebe FS,

ich empfehle dir, weil ich einiges gut nachvollziehen kann, dir schnellstens prof. Hilfe mittels einer guten Therapeuten zu suchen. Du hat viel emotionale und körperliche Gewalt erlebt, das verarbeitet werden muss, aber auch heraus gefunden werden muss, warum du dir so einen Mann überhaupt gesucht hast.

Auch im Interesse deiner/eurer Kinder solltest du unbedingt den Schritt wagen, das Erlebte gut zu verarbeiten und einen neuen und distanzierten Blick auf die Vergangenheit zu bekommen.

Also lerne, indem du dir dabei von einer/einem Therapeuten helfen lässt.

Eine Freundin von mir hat sich jahrelang bei der Erziehungsberatung beim Jugendamt gut helfen lassen, wo es letztendlich nicht um Erziehungsberatung mehr ging, sondern darum wie sie mit Geschehenen und der Auswirkung auf die Kinder kindesgerecht und psychologisch gesund umgehen kann.

Es gibt Anlaufstellen bei Kirche, Caritas und auch andere freie Träger, die solche Beratung oft kostenlos und anonym anbieten.

Alles Gute für deinen neuen Weg.

W Ü50
 
  • #20
Ich habe auch so einen Event-Exmann, der mit den Kindern teure Urlaube macht. Aber mich freut das! Besser, als wenn er mit einer neuen Frau alleine teure Urlaube macht. So kriegen die Kinder wenigstens etwas geboten und obwohl meine Kinder noch Kinder sind, ist Papa trotzdem nicht der Held! Sie freuen sich, wenn sie mit Papa was Schönes machen, aber ihr "Zuhause" ist eben bei mir und da fühlen sie sich aufgehoben.
Papa ist eher wie ein gönnerhafter Onkel, denn er hat keine Ahnung von Schule, Kita und den genauer Belangen der Kinder.
Interessiert ihn auch nicht.
Er will Spaß mit ihnen und das bekommt er.
Ich habe trotzdem schöne Momente und Tage mit den Kindern und wir machen auch tolle Ausflüge oder fahren in Urlaub - nicht so oft, aber auch.
Außerdem mag ich es, dass er ab und an die Kinder in den Ferien nimmt - da hab ich mal Auszeit :)
Ich sehe das positiv. Die Dumme bin ich nicht - dafür hat er seine Kinder nicht mehr bei sich - denke, das ist manchmal auch schmerzlich, selbst wenn er den Alltag nicht wuppen könnte/wollte.
 
  • #21
Liebe FS,
im Bezug auf deinen Exmann bleibt dir nur, drastische Grenzen zu setzen. Bis auf das was euer Kind angeht, keinen Kontakt. Keine Urlaubsfotos, keine Telefonate, keine Gespräche, außer die, die eure Erziehungsaufgabe nötig macht.

Dein Kind ist jetzt noch jung aber warte mal ab.
Mein Vater war auch immer der Held für mich. Ich hab bei ihm das Bauchnabelpiercing bekommen das sie verboten hat, musste nicht im Haushalt helfen, wir haben ständig tolle Ausflüge gemacht und Süßigkeiten durfte ich in Massen essen, wo meine Mum nach einem Riegel schon die Grenze gesetzt hat.
Im Endeffekt: Daddy war der Held, Mama die Böse.
Aber das hat sich in der Teenagerzeit schnell geändert, als ich gemerkt habe was los ist. Dass mein Vater sie eigentlich nur auspielen möchte und dass es ihm garnicht um mich geht.
Die Ausflüge hat er nur mit mir gemacht damit ich in Freizeitpark, Schwimmbad und Co. mit anderen Kindern beschäftigt bin und er sich im Schatten ein Bierchen aufmachen kann. Als ich dann immer mehr bei ihm daheim war und er mich persönlich "bespaßen" musste, ist seine Willkommensbereitschaft weniger geworden. ;)
War zwar für mich damals eine harte Erfahrung aber ich habs überlebt. Das wirst du auch. Kopf hoch. Lass dich von dem Blödmann nicht ärgern!

Heute hab ich übrigens keinen Kontakt mehr zu ihm!
 
  • #22
Nein, den Ratschlag meinem Kind mitzuteilen wie sein Vater sich verhalten hat, werde ich sicher nicht beherzigen. Das bringt ein Kind nur in eine schlimme Bredouille.

Trotzdem glaube ich dass es meine negativen Gefühle aktuell leider mitbekommt, da ich auf manches empfindlicher als früher reagiere. Zum Beispiel wenn es lieber bei Papa wäre, wenn es mit mir gar nichts unternehmen will (weil Papa tollere Sachen macht), wenn ein Tag am See nicht mehr gut genug ist, weil sie alle zusammen nur noch in das schönste Freibad gehen, wenn ich nur mich und kein Familienleben inkl. (Stief-)Geschwistern bieten kann.

Ganz verändert hat mein Ex sich bestimmt nicht. Mein Kind sagte mir, dass es die Freundin seines Vaters manchmal braucht, weil sie eingreift wenn er zu sehr schimpft. Es bemängelte auch schon, dass Papa netter zu ihrem Kind sei. Natürlich würde ich es niemals wünschen dass mein Kind nicht bei mir lebt, schon weil ich weiss wie mein Ex sich im Alltag verhält. Genauso wie ich seine Existenz nicht bereuen könnte.

Es ist ja auch nicht so dass ich gar nichts bieten kann, ich habe Arbeit, aber mit seinem Verdienst kann ich nicht mithalten. Er zahlt Kindesunterhalt und mein Anwalt wollte auch nachehelichen Unterhalt beantragen um meine beruflichen Nachteile auszugleichen. Mein Beruf, in dem ich vorher sehr erfolgreich war, würde mir viel Flexibilität abverlangen, was mit Schulkind (noch) nicht geht. Ich habe aber verzichtet - er spuckte schon wegen dem Trennungsunterhalt Gift und Galle, und ich wollte nur endlich weg.

Klar schaffe ich es manchmal komplett drüber zu stehen, will ihn auch nicht wieder und beneide sie nicht um ihn. Das schlechte Gefühl wird auch nachlassen, wenn der Alltag wieder losgeht und er beruflich eingespannt ist. Die letzten Wochen war ich viel mit seinem Verhalten konfrontiert. Trotzdem denke ich, dass ich wirklich in einer Art Co-Abhängigkeit stecke und das alles über kurz oder lang wieder hochkommt.

Warum er das alles macht, ob er narzisstisch gestört ist - das kann ich nicht beurteilen. Vielleicht bemüht er sich wirklich um eine tolle Patchworkkonstellation, vielleicht will er seiner Freundin zeigen dass er seine Ex so nett an allem teilhaben lässt, vielleicht will er sie auch mit unserem "tollen" Verhältnis verunsichern, oder mir wirklich reinreiben, wie gut er es jetzt hat. Vermutlich weiss er das nicht mal selber.

Ich war immer tough und habe mir auch nicht alles bieten lassen. Nach der Geburt war ich aber irgendwie schutzlos, und seine Attacken kamen aus heiterem Himmel, so dass ich oft zu geschockt war zum Reagieren. Meine Demontage erfolgte dann auch Schritt für Schritt, wie das eben so ist.

Ich habe jetzt auch immer gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Ich liebe ihn nicht mehr, aber ich wollte unserem Sohn zuliebe keinen Streit und habe viel hingenommen. Eine klare Grenze ist überfällig.

Danke an Euch.
 
  • #23
Ich verstehe dich sehr gut.

Auch bei mir ein Papa, der der Held war, obwohl er nie etwas Sinnvolles tat, was aber ein kleines Kind nicht begreifen kann.
Mir ist mal der Hut hochgegangen, als meine Tochter etwa mit sechs Jahren mit einem Roller nach Hause kam und mir erklärte, dass Papa ihr immer alles gebe, was sie wolle, ich aber nie.
Da erklärte ich ihr in meiner Wut sehr ausführlich, was ich ihr alles gebe und dass ihr Vater niemals einen Cent Unterhalt bezahle. Dass ich sogar ihren Anteil am Skiurlaub bezahlt hatte, zu dem er sie 'eingeladen' hatte und vieles andere mehr.
Das war ein schwacher Moment in meinem Leben, aber ich bin halt auch nur ein Mensch.

Ansonsten habe ich es meist geschafft, nicht schlecht über ihn zu reden, was bei diesem Mann sehr schwer ist, denn er bietet dafür reichhaltigen Anlaß, ich behaupte sogar mal, noch mehr als deiner. Aber wir wollen uns nicht toppen.
A**** oder Supera**** spielt ja keine Rolle.

Tja, die Wut. Die wird sich bei mir wohl nie legen, obwohl unsere richtige Trennung schon nahezu 20 Jahre her ist.
Danach war er noch oft in unserem Haus, auch zum Grillen und so und das endete erst vor etwa 10 Jahren, als ich die Polizei rufen mußte, damit sie ihn mitnimmt.
Danach habe ich ihn noch genau 2 x gesehen: an der Konfirmation meiner Tochter und bei ihrer Abiverleihung.
Beim nächsten mal vielleicht, wenn sie heiratet.

Am vergangenen WE gab es einen Vorfall, eine Analogie, die alles wieder hochbrachte und ich steigerte mich wieder in Rage. Nach 20 bzw. 10 Jahren ! Das hört nie auf, wenn ich auch im Alltag nie an ihn denke.

Auch bei uns, so wie hier schon jemand schrieb, ist es aber inzwischen so, dass meine Tochter sagt, dass ihr ihr Vater egal sei, unwichtig und fremd. Ich empfinde dabei Genugtuung. Das entschädigt mich für alle Bestechungsroller.

Mach deinen Mann nicht schlecht vor deinem Sohn, auch wenn das wirklich schwer fällt, das weiß niemand besser als ich.
Sonst wirst du dir in einigen Jahren etwas anhören müssen, was meine Tochter mit etwa 16 Jahren zu mir sagte und was mir die Schamesröte ins Gesicht und die Tränen in die Augen trieb: Sie fühlte sich als Mensch abgewertet, wenn ich ihren Vater abwertete, denn sie sei ja ein Teil von ihm und wenn er schlecht sei, sei sie folglich auch schlecht.
Du wirst sicher als allerletztes wollen, dass dein Sohn denkt, er sei schlecht, richtig ?

w 49
 
R

Rosalie123

Gast
  • #24
Liebe @Odile17 ,

ich kann gut verstehen, dass Du wütend bist, obwohl ich in solch einer Situation mit Kind und aggressivem Mann noch nie war. Ich habe bei einem Mann aber auch einmal viel zu viel zugelassen und war hinterher so wütend auf ihn, weil er nichts kapiert hat und auf mich, weil ich nicht stärker war in manchen Momenten. Ich habe immer wieder über ihn und mich gegrübelt, obwohl er schon längst gar nicht mehr Teil meines Lebens war. Das Schlimme an solchen Situationen ist, dass man sich selber vergiftet und es dem anderen total egal ist bzw. er ja gar nichts davon mitbekommt.

All deine Wut richtet sich also nur gegen Dich selbst und Du musst das alles loslassen, sonst frisst es dich auf. Ich habe mich zB in mein Studium gestürzt, war Tanzen, jetzt gehe ich wahrscheinlich zum Arbeiten ins Ausland. Was ich sagen will, mach etwas für DICH! Natürlich ist es mit Kind schwerer, aber lass ihn wie @noreia schon sagte, einfach eine Randfigur in deinem Spiel sein.

Dein Problem ist auch, dass Du denkst, dass er dir dankbar sein und Respekt zollen sollte, weil Du so selbstlos bist und fair. Du willst für dein Verhalten Anerkennung, aber die wirst du vor allem von deinem Ex niemals bekommen, weil er das gar nicht sehen kann. Deine Fairness und alles, was Du leistest, wird dir nur "vor die Füße" geworfen, weil Du es zulässt und von deinem Ex abhängig machst. Du musst an den Punkt kommen, an dem Du wieder Selbstwert hast und dir sagen kannst, ICH bin eine hübsche, kluge Frau und eine tolle Mutter und alles, was ich für mein Kind tue, tue ich, weil ICH es für richtig halte und weil ICH ein guter Mensch bin, der sich selbst glücklich macht, indem er sein Kind mit dem Vater zusammenbringt. Mach es nur für DICH, nicht für ihn!

Mach dich nicht abhängig von ihm und spiele seine Spielchen nicht mit. Du brauchst diesen Mann und seine Anerkennung doch gar nicht. Ich weiß, bei solchen Typen will man am liebsten der ganzen Welt sagen, was für Idioten das sind. Aber mach dich davon frei. Früher oder später werden das sowieso alle erkennen und dann lebst Du schon längst wieder Dein eignes Leben und kannst wissend lächeln.
 
  • #25
Hmm- Schwer zu sagen.
Einen Vater schlecht zu machen bringt nichts, ABER wenn man die Wahrheit sagt (wenn das Kind alt genug ist) finde ich das nur fair. Es ist dann ja nicht gelogen oder ausgedacht, sondern beruht auf Fakten.

Meine Eltern waren auch getrennt, aber sie hatte das Sorgerecht. Als ich größer wurde hat meine Mutter, auf mein Drängen, meinen Vater eingeladen….. Was soll ich sagen?
Das war mir eine Lehre und Beweis. Danach habe ich nie wieder nach meinem Vater gefragt.

Es gibt eine Möglichkeit, die aber auf Risiko beruht.
Wenn das Kind alt genug ist, einfach mal für einen Monat oder auch 3 Monate zum Vater geben. Wenn da sich der Alltag einschleicht dann war es das mit dem Super-Papa….
 
  • #26
Papa ist der Held. Ich habe das Verhältnis immer gefördert und bin nur die doofe Kuh, die den Alltag stemmt.

Ich bin auch alleinerziehend. Zugegebenermaßen musste ich nie die selben Verletzungen erleiden wie Du, und als Eltern haben wir ein gutes Verhältnis. Aber auch bei uns sind die Rollen zwischen Spaß-Papa und Alltags-Mama ziemlich klar getrennt.
Mein Kind hat mir kürzlich mitgeteilt, dass es mit dem Papa besser auskäme als mit mir, aber das sei ja auch klar, schließlich würden wir beide uns immer sehen.
Es hat also schon einen recht differenzierten Blick auf die Situation. Hier haben ja auch schon andere erzählt, dass sich das Bild vom Helden irgendwann relativiert hat.
Auch Dein Kind wird größer und wird seine Sichtweisen ändern. Darum glaube ich, dass sich dieses spezielle Problem von allein lösen wird.
 
  • #27
Nochmal die FS.

Die Baustelle mit meinem Kind tritt sicher wieder in den Hintergrund, vor allem muss man sich halt als Mutter wirklich in solchen Momenten klarmachen, dass man das tut, was eben selbstverständlich ist.

Jemand hat geschrieben ich wäre eifersüchtig. Das trifft es nicht ganz, aber ich habe schon das Problem, ihm sein neues Glück zu gönnen. Es gibt mir einfach den Rest, nachdem er bei mir so viel verbrannte Erde hinterlassen hat. Ich bin mir sicher dass ich es auch mit therapeutischer Hilfe nicht schaffen werde mich auf eine Beziehung wieder einzulassen. Ich habe immer vor Augen, dass der einzige Mann, der eine Familie mit mir wollte, mich gleichzeitig auch zu zerstören versucht hat.

An die Liebe glaube ich nicht mehr, ich könnte sie gar nicht mehr annehmen. Es ist noch so viel vorgefallen, schlimme Sachen, und dass er auf die Füße fällt, eine anscheinend glückliche Beziehung hinkriege und dank meiner Bemühungen auch sein Kind nicht verloren hat - ich hab genug damit zu tun dass mich das nicht um den Verstand bringt.

Ich werde mich aber sicher beraten lassen, damit ich nicht vollends in diesen negativen Gefühlen verschwinde.
 
  • #28
Es gibt mir einfach den Rest, nachdem er bei mir so viel verbrannte Erde hinterlassen hat.
Erneut: ich verstehe dich sehr gut.
Auch ich war ganz gewiß nicht eifersüchtig in dem Sinne, dass ich ihn hätte wieder haben wollen oder mich an die Stelle einer neuen Frau gesehnt hätte.
Das Gefühl ist ähnlich, aber nicht dasselbe.
Wie du schreibst, hätte auch ich Probleme gehabt, ihm ein neues Glück zu gönnen. Meiner fand aber keins.
Er war viele Jahre allein, und nun hat er seit ca. fünf Jahren eine Freundin, die ihn wirklich mies behandelt. Demütigt vor allem.
Ich weiß das von meiner Tochter, gesehen habe ich die Frau nie.
Ich habe aber ein einziges Foto gesehen, das die beiden als Oma und Opa zeigt ( beide sind etwa 10 Jahre älter als ich, sehen aber noch viel älter aus ).
Und soll ich dir was sagen: offenbar bin ich immer noch nicht über all die Verletzungen hinweg ( naja, das weiß ich ), denn beides erfüllt mich mit tiefer Genugtuung.
Wenn er eine glückliche Beziehung hätte, würde ich genauso empfinden wie du.
Was mir übrigens schnuppe ist, ist, was er von mir hält. Das hat aber 10 Jahre gedauert. Ich hatte da mal ein Schlüsselerlebnis und da wußte ich, ich bin über den Berg.
An die Liebe glaube ich nicht mehr, ich könnte sie gar nicht mehr annehmen.
Auch hier d'accord.
Ich hatte nach ihm 13 Jahre keine Beziehung mehr und hätte mir gut vorstellen können, dass ich nie mehr Lust darauf habe.
Dann kam aber meine Midlifecrisis und veränderte alles.
... und dank meiner Bemühungen auch sein Kind nicht verloren hat.
Auch das wie bei mir.
Mein Ex hat mal gesagt, die Tochter sei das einzige, das es in seinem Leben gut hingekriegt hat.
Blödsinn ! Er hat da gar nix hingekriegt. Sie ist gut gelungen, obwohl er der Vater ist, nicht weil er ihr Vater ist.
Einmal hat er mir gedankt, dass ich ihm unkompliziert den Kontakt zu ihr ermögliche ( das bedeutet, dass ich immer ja gesagt habe, wenn ihm danach war, ohne dass es irgendeine Verläßlichkeit und Verbindlichkeit gab und er niemals etwas Nützliches oder Sinnvolles tat, sondern nur das, worauf er Lust hatte ).
Ich habe ihm erklärt, dass ich das ausschließlich für sie mache und 0,0 für ihn.

Du ( wir ) hast ein schweres Päckchen ( Überseecontainer ) zu tragen, aber du wirst es tragen, das ist mal ganz klar.
Mir hat immer geholfen, zu verstehen, dass ich möglicherweise kein Kind gehabt hätte, wenn es ihn nicht gegeben hätte.
Der Mann ist weg und hat verbrannte Erde hinterlassen, gar keine Frage.
Aber er hat dir auch ein Kind hinterlassen und das ist mehr wert als irgendetwas auf der Welt.

Hab's vielleicht überlesen und es steht irgendwo: wie alt bist du und wie alt ist dein Kind ?

w 49
 
P

proudwoman

Gast
  • #29
Ich kann @Odile17 und @frei komplett verstehen, denn mir ging es auch ähnlich. Mein Sohn, jetzt 26 Jahre alt, brauchte, nachdem er von seinem Vater wieder zurück bei mir war, ca. 3 Tage bis er wieder so war, wie ich ihn eigentlich kannte, nämlich ein lieber bescheidener Junge. Es war in der Zeit zwischen seinem 4. und 16. Lebensjahr. Er wurde von seinem Vater von hinten bis vorne verwöhnt...usw..usw.. Ich hatte zuhause die Schulsorgen, die Elterngespräche mit Logopäden, Therapeuten, das volle Programm eben. Dann kamen die ersten Risse. Er wurde geschlagen bei seinem Vater von ihm, es gab Streit wegen meinem Sohn mit der Ehefrau...bis er, mein Sohn, da nicht mehr hin wollte. Das ist bis jetzt so geblieben. Mein Sohn möchte mittlerweile keinen Kontakt mehr zu seinem Vater, fertig. Der Vater ist jetzt einsam, die Ehe existiert nicht mehr...er ist frustriert, dass er mir schon fast leid tut, liebe @Odile17 .
Ich sage mir immer, jeder bezahlt in seinem Leben für das, was er getan hat oder was er nicht getan hat. Eins habe ich nie getan, und zwar den Vater vor meinem Sohn schlecht gemacht. Diese Wut habe ich mit mir selber abgemacht und in mich hineingefressen...war auch besser so. Jetzt bon ich darüber hinweg. Mein Sohn hat sehr vieles schon selber erkannt. Ich wünsche Dir alles Liebe.
 
  • #30
und dass er auf die Füße fällt, eine anscheinend glückliche Beziehung hinkriege und dank meiner Bemühungen auch sein Kind nicht verloren hat
Liebe Odile,
kann ich gut nachvollziehen. Im ersten Moment ist das himmelschreiend ungerecht.
Ich hatte ähnliche Gefühle, als mein damaliger Noch-Mann frisch verliebt durch unser gemeinsames Haus tanzend seine Koffer packte.

Ich hatte damals eine gute Freundin zur Seite, Psychologin. Sie hat mir zuliebe meinen Mann "durchanalysiert". Seine Opferhaltung, seine passive Aggressivität etc. Sie hat mir prophezeit, dass er aufgrund seiner Charakterschwächen wieder in sein selbes Muster fallen und auch die neue Frau daran nichts ändern wird. So ist es auch gekommen.

Was du derzeit erlebst, ist erstens nur ein Ausschnitt seines Lebens und zweitens eine Momentaufnahme. Wer eine Frau so behandelt, wie er dich behandelt hat, hat ein ernstes Problem mit sich selbst, und wird sich gegenüber der neuen Frau irgendwann ähnlich präsentieren. Schau ihn dir in 10 oder 20 Jahren noch einmal an, und du wirst vermutlich feststellen, dass du ihm dann weit voraus sein wirst.

Wenn es dir hilft, die momentan ungerechte Situation besser zu verarbeiten, such dir professionelle Hilfe. Wer so lange einen solchen Mann ertragen hat, hat Kräfte in sich. Diese gilt es nun zu deinem Wohl einzusetzen, und ich bin sicher, dass du das schaffen wirst und stärker und glücklicher daraus hervorgehen wirst, als er.
 
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