Wenn ich meine Großmutter als Maßstab nehme, dann sind es eigentlich immer die Frauen gewesen, die "ansprechen". Nur machen sie das nicht verbal, sondern mit Augenkontakt. Sie meinte, sie konnte so "steuern", dass sie einer anspricht.
Im Grunde weiss dann ein Mann auch, ob er sie nun ansprechen kann oder nicht, sofern er den Blickkontakt hält.
Spätestens seit der Smartphone-Welle wurde das nahezu vollständig verlernt. Heute sitzen halt 40 Singles in einem U-Bahn-Wagon, starren in ihr Handy und tindern. Nonverbale Kommunikation inexistent.
Von dieser PUA-Szene halte ich zu 95% auch nichts und die Reaktionen der Frauen sind auch meist entsprechend. Die hier schon erwähnte Reaktion "ich habe einen Freund" ist die weiblich-diplomatisch Version von "Ich habe kein Interesse". In vielen Fällen ist es auch ein regelrechtes Bedrängen, schon alleine aus der gegebenen Situation heraus, und das würde jeder zunächst einmal als unangenehm empfinden - auch ein Mann. Bzw. die intuitiv erste Reaktion wäre, dass man aus der Situation heraus will.
Das größte Problem ist hier auch, dass diese Männer meinen, es müßte von der ersten Sekunde an in eine bestimme Richtung gehen. Dadurch wirkt das ganze auch unauthentischm bedürftig und künstlich, indem z.B. an wildfremde Frauen inflationär Komplimente verteilt werden bzw. von der ersten Sekunde an ein Gespräch in eine bestimmte Richtung gelenkt wird usw. Unauthentisch ist es deshalb, weil so ein Verhalten nur dazu dient, um etwas bestimmtes zu erreichen (und nicht, weil es tatsächlich so gemeint ist - kann es auch nicht sein, wenn ich jemand gar nicht kenne) und das merkt eine Frau auch. Und zugleich ist das m.M. nach auch die größte Hemmschwelle, warum Männer gar nicht ansprechen - sie meinen, es müsse X oder Y passieren, das ist ihre einzige Defintion eines "Erfolges".
Ich glaube nämlich nicht, dass die meisten Männer so geringe soziale Fertigkeiten haben, dass sie mit einer Frau gar nicht ins Gespräch kommen können. In welche Richtung sich dieses entwickelt, entscheidet aber die Situation und nicht irgendwelche auswendig gelernt Sprüche oder eine an den Tag gelegte Fassade.
Eigentlich ist es ähnlich wie beim Küssen - es gibt keine Anleitung, wie man es richtig macht - das ist eine Sache des Gefühls und Feedbacks, wenn man so will.
MeToo wäre mir sowas von egal - wenn ich höflich bin und die Dinge sich selbst entwickeln lasse, kann eigentlich nichts schief gehen. Desinteresse ist meist auch nicht zu übersehen. Man muß es einfach nur wahrnehmen.