"Offizielle" Gründe kenne ich nicht, aber sehr naheliegend und logisch ist doch, dass keine Scheidung als Affekthandlung möglich sein sollen. Man streitet sich, ist wutentbrannt und reicht gleich mal vier Stunden später im Zorn beim Anwalt die Scheidung ein -- das soll nicht gehen und das darf eben auch nicht gehen. Sicherlich finden sehr viele Paare nach einem Streit wieder zusammen, die vielleicht im Eifer des Gefechtes an Trennung gedacht haben. Das betrifft natürlich nur selten Fälle wie Fremdgehen oder häusliche Gewalt, aber eben oft Fälle anderer Unstimmigkeiten oder Zwists.
Hier sorgt der Gesetzgeber dafür, dass die Partner Zeit haben, die Sache zu überdenken, sich zu versöhnen und Prioritäten zu setzen; kurzfristig gesehen, einfach wieder abzukühlen, runterzukommen und die Folgen ihres Scheidungswunsches abzuschätzen. Mit dem Trennungsjahr zeigen die Partner, dass die Ehe wirklich zerrüttet ist und es kein Zurück mehr gibt.
Ich persönlich halte ein ganzes Jahr jedoch für völlig übertrieben. Wenn Fremdgehen, häusliche Gewalt, Drogenexzesse oder ähnliches im Spiel sind, brauche ich keine zwölf Monate Galgenfrist, sondern eine möglichst schnelle Lösung. Ganz generell finde ich, dass eine maximal sechsmonatige Trennungsfrist völlig genügen würde und eine Scheidung dann auch ohne Zustimmung des anderen Partners bereits möglich sein sollte. Das Leben ist kurz genug, als es bei Uneinigkeit drei Jahre lang zu verplempern.
Auch die Unterhaltspflichten gegenüber dem Ex sollten extrem gekürzt und auf nahe Null zusammengestrichen werden. Nach einer Scheidung sollten beide Expartner genauso wenig aneinander gebunden sein wie vor der Heirat. Dies ist leider nicht der Fall, es verbleibt eine lebenslange Verantwortung füreinander. Genau deswegen sind Geschiedene auch Partnersuchende zweiter Klasse (wenn überhaupt). Die Lebenschancen und Lebensqualität von Geschiedenen könnten deutlich erhöht werden, wenn eine Scheidung in den Stand vor der Ehe versetzen würde, und zwar in JEDER Hinsicht.