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  • #1

Wozu wurde denn offiziell das "Trennungsjahr" eingeführt?

Wozu wurde denn offiziell das "Trennungsjahr" eingeführt, und wie viele haben danach wieder zusammengefunden? Haben sie wirklich einige zusammengefunden, ist das wirklich möglich?
 
  • #2
"Offizielle" Gründe kenne ich nicht, aber sehr naheliegend und logisch ist doch, dass keine Scheidung als Affekthandlung möglich sein sollen. Man streitet sich, ist wutentbrannt und reicht gleich mal vier Stunden später im Zorn beim Anwalt die Scheidung ein -- das soll nicht gehen und das darf eben auch nicht gehen. Sicherlich finden sehr viele Paare nach einem Streit wieder zusammen, die vielleicht im Eifer des Gefechtes an Trennung gedacht haben. Das betrifft natürlich nur selten Fälle wie Fremdgehen oder häusliche Gewalt, aber eben oft Fälle anderer Unstimmigkeiten oder Zwists.

Hier sorgt der Gesetzgeber dafür, dass die Partner Zeit haben, die Sache zu überdenken, sich zu versöhnen und Prioritäten zu setzen; kurzfristig gesehen, einfach wieder abzukühlen, runterzukommen und die Folgen ihres Scheidungswunsches abzuschätzen. Mit dem Trennungsjahr zeigen die Partner, dass die Ehe wirklich zerrüttet ist und es kein Zurück mehr gibt.

Ich persönlich halte ein ganzes Jahr jedoch für völlig übertrieben. Wenn Fremdgehen, häusliche Gewalt, Drogenexzesse oder ähnliches im Spiel sind, brauche ich keine zwölf Monate Galgenfrist, sondern eine möglichst schnelle Lösung. Ganz generell finde ich, dass eine maximal sechsmonatige Trennungsfrist völlig genügen würde und eine Scheidung dann auch ohne Zustimmung des anderen Partners bereits möglich sein sollte. Das Leben ist kurz genug, als es bei Uneinigkeit drei Jahre lang zu verplempern.

Auch die Unterhaltspflichten gegenüber dem Ex sollten extrem gekürzt und auf nahe Null zusammengestrichen werden. Nach einer Scheidung sollten beide Expartner genauso wenig aneinander gebunden sein wie vor der Heirat. Dies ist leider nicht der Fall, es verbleibt eine lebenslange Verantwortung füreinander. Genau deswegen sind Geschiedene auch Partnersuchende zweiter Klasse (wenn überhaupt). Die Lebenschancen und Lebensqualität von Geschiedenen könnten deutlich erhöht werden, wenn eine Scheidung in den Stand vor der Ehe versetzen würde, und zwar in JEDER Hinsicht.
 
  • #3
Frederika, Du argumentierst polemisch. Wie kommst Du darauf, "bei Uneinigkeit drei Jahre lang zu verplempern"??? Es sind 12 Monate. 12 Monate der Trennung, in der sich die zukünftigen Ex-Partner bewegen können, wie sie wollen, in der die Zugewinngemeinschaft gekündigt ist und die auch nur dann eine Einschränkung im weiteren Leben sind, wenn man bei der Online Suche nach einem wohlfeileren Bettgespielen diejenigen mit Status "getrennt" von vorneherein ausschließt. In sofern liegt es an jedem/jeder selber, ob die Trennungszeit verplempert wird oder konstruktiv genutzt für einen Neuanfang.

"Wenn Fremdgehen, häusliche Gewalt, Drogenexzesse oder ähnliches im Spiel sind" reicht es, auszuziehen bzw. sich räumlich zu trennen. Der Rest ist eine Formalie, der aber wegen der besonderen Bedeutung der Ehe gewisse Schranken gesetzt sind. Wer diese Schranken abschaffen will, schafft die Ehe an sich ab. Wäre natürlich für die Online-Partnerbörsen günstig...
 
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  • #4
Hallo Frederika,
wie soll das mit Kindern gehen - das Rücksetzen in den Stand vor der Ehe. Die katholische Kirche macht das, dann sind die Kinder Bastarde.
Trennungsjahr heisst, beide Ehepartner müssen erklären dasssie seit einen Jahr Bett und Tisch nicht mehr miteinander teilen um eine Metapher zu gebrauchen. Trennungsjahr ist ein Jahr deshalb, weil die Ehe in Deutschland unter dem Schutz des Grundgesetzes steht.
Falls nur ein Partner die Scheidung will, dann gibt es keine einvernehmliche Scheidung sondern nach 3 Jahren und in besonderen Härtefällen erst nach fünf Jahren. Steht alles in den juristischen Kommentaren.
Übrigenss- Trennungsjahr mit einem Jahr ist nicht zu lang. Denn das ist die Konstellation, dass ein Partner weg will, der andere um die Ehe kämpft. Da gibt der Gesetzgeber den "eheerhaltenden Verhalten" einen Shcutz und das ist auch gut so.
Warum das Trennungsjahr eingeführt wurde steht in den Texten der Parlamentsdebatten zur Einführung der Zerrüttungsscheidung und zum Ende der Schuldscheidung. Muss nicht hier ausgetratscht werden da alles schon bekannt und veröffentlich ist.
Bei häuslicher Gewalt usw. kann auch während der Ehe ein Kontaktverbot - zivilrechtlich - vom Gericht verhängt werden. Da kann auch der gewalttätige Ehepartner aus der ehewohnung ausgeschlossen werden. Ist nicht an Scheidung gekoppelt.
Drei Jahre sind nicht zu lang - immerhin haben sich beide vor dem Standesbeamten versprochen, Ich will lebenslang mit Dir zusammen sein ! Diese Willenserklärungen von geschäftsfähigen Personen begründen den Vertrag Ehe. Wer das nicht will, sondern sich von einem Tag auf den anderen Trennen will wie Frederika soll nicht standesamtlich heiraten sondern in einer privaten Zeremonie. Dann kann die Partnerschaft mit 24-Stunden-Vorgabe aufgelöst werden.
 
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  • #5
Wir haben nach dem sog. Trennungsjahr nicht mehr zusammengefunden. Mein Ex hat es auch gar nicht vorgehabt und somit war klar dass es unweigerlich zur Scheidung kommt.
w/57
 
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  • #6
Das Trennungsjahr dient dazu, übereilte Scheidungen zu vermeiden. Wieviele in der Zeit tatsächlich wieder zusammengefunden haben, ist nicht bekannt, da darüber keine Statisiken geführt werden (können).

Es bleibt tatsächlich eine nachwirkende Verantwortung füreinander ´nicht lebenslang). Der Gesetzgeber hat die Unterhaltspflichten übrigens zu Recht eingeführt. Diese sollten und können auch nicht auf "nahe Null" gekürzt werden.

Es geht nicht, dass man sich einfach aus dem Staub macht und die "Restfamilie" mehr oder minder in Stich lässt. Dann hätte man eben nicht heiraten und/oder keine Kinder bekommen sollen. Denn letztlich müsste dann die Gesellschaft noch mehr für die "Restfamilien" aufkommen und zahlen, während sich der Ex-Partner ggfs. ein schönes neues Leben macht. Dies ist weder im Interesse des Staates, noch der Gesellschaft.

Ob dieser Grundsatz auch gelten sollte, wenn der Unterhaltsberechtigte das Scheitern der Ehe verursacht hat, ist eine ganz andere Frage. Hier kann man durchaus anderer Ansicht sein und die gegenwärtige Realität kritisieren.

Dass die Lebenschancen und die Lebensqualität (und damit letztlich die Chancen auf eine neue Partnerschaft) von Geschiedenen wesentlich geringer ist, ist korrekt. Daran ist aber auch nichts auszusetzen. Jeder hat die Entscheidungsfreiheit, zu heiraten, Kinder zu bekommen und sich scheiden zu lassen. Also bitte nicht jammern, wenn man dann gewisse Konsequenzen tragen muss. Denn diese waren einem vorher schon bekannt.
 
  • #7
@#2: Nein, ich argumentiere nicht polemisch, sondern Du hast bloß keine Ahnung.

+ eine Ehe kann im EINVERNEHMEN nach 1 Jahr Trennung geschieden werden
+ eine Ehe kann erst nach 3 Jahren gegen den Willen eines Partners geschieden werden

Letzteres ist vorallem dann häufig der Fall, wenn trotz Zerrüttung aus Gier oder Hass auf die Fortsetzung der Ehe solange wiem möglich bestanden wird. Dies ist regelhaft dann der Fall, wenn das Trennungsgeld (Unterhalt während der Trennungszeit) beträchtlich höher ist als der nacheheliche Unterhalt.

Du siehst es übrigens auch völlig falsch, dass eine Scheidung nur noch Formalie ist. Das mag bei einvernehmlichen Scheidung mal der Fall sein, ganz oft gehen erbitterte Rosenkriege voraus, die sich durch die gesamte Trennungszeit ziehen. Neue Partner wollen ganz gewiss nicht die juristische, finanzielle, emotionale und organisatorische Aufarbeitung der Vorbeziehung miterleben und sich gemeinsam über Gier, Geiz, Hass, Tricks, Anwaltbriefe und so weiter bezüglich des Ex ärgern. Eine frische Beziehung sollte von Zuneigung, Freude, Spaß, Verliebtheit geprägt sein und dazu müssen beide Partner ihre Altlasten aufgearbeitet haben und wirklich offen und bereit für eine Beziehung sein. Ohne endgültige Scheidung ist dies nicht möglich. Getrenntlebende sind verheiratet und damit Tabu -- aus Selbstschutz und aus Fremdschutz.
 
  • #8
@#3: Was haben Kinder mit dem gesetzlichen Stand der Ehe zu tun?! Für Kinder könnten nach der Scheidung genau die gleichen Gesetze gelten wie dies auch jetzt bei nichtehelichen Kindern der Fall ist.

Es geht bei meiner These doch nur darum, dass die Ex-Ehepartner nicht mehr füreinander verantwortlich sein sollten und Unterhaltsansprüche so gut wie niemals entstehen sollten. Im Moment der Scheidung muss alles ausgeglichen werden (Zugewinn, Forderungen aller Art, Eigentumsaufteilung), danach müssen die beiden wieder genau so zueinander stehen wie vor der Ehe.

Elterliche Pflichten und Unterhaltsansprüche der Kinder gegen ihre Eltern sind natürlich davon ausgenommen -- die haben ja aber auch nichts mit der Ehe zu tun.
 
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  • #9
Hier kann ich Frederika in ALLEN Punkten nur zustimmen! Sehr gut geschrieben.
m, 56
 
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  • #10
Ein Trennungsjahr ist auch dazu gedacht gewesen, die Leiblichkeit von Kindern zu sortieren. - In der Zeit vor DNA-Tests und wirksamen Verhütungsmitteln.
Ein Kind, das im Trennungsjahr geboren ist, hat automatisch den Ehemann zum Vater, es sei denn, das wird von den Eltern anders gesehen.
 
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