G

Gast

Gast
  • #1

Zielgerichtet vorgehen oder sich treiben lassen?

Ich bin ein in mein in seiner ganzen Lebensfürhung stark durch das Berufliche habitualisierter Mensch. Das wiederum bedeutet für mich: In Zweck-Mittel-Relationen denken, rational planen, methodisch leben. So habe ich viele Jahre auch Partnersuche betrieben - anderslautendem Rat zum Trotz. Ist es aber vielleicht so, daß sich erst etwas ergibt, wenn man sich treiben läßt, vielleicht sogar herumblödelt? Wenn man Zeit vertrödelt? Meinen das vielleicht diejenigen, die sagen, man solle der sein, der man ist? Oder diejenigen, die sagen: Das kommt von allein? Bei einer gewissen Art der Lebensführung kommt bloß nichts von allein. Aber wenn man dann mit dieser Art rationalen Vorgehens alles dran setzt, eine Partnerin zu finden, auch nicht. Noch allgemeiner: Glaubt Ihr, daß das auch in anderen Lebensbereichen, etwa Beruf oder sogar Geld vielleicht weiterführender ist?
 
  • #2
Bei der Online-Partnersuche ist ein rational-methodisches Vorgehen sicherlich sinnvoll und anzuraten. Bei den realen Treffen, ganz gleich wie es zu ihnen kommt, muss man aber seine Methodik daraufhinausrichten, Sympathie zu erfühlen, sich zu öffnen, authentisch zu bleiben und sich auf andere Menschen einzulassen. Auch das kann man lernen und üben. Insofern denke ich nicht, dass ein methodisches Vorgehen prinzipiell schlecht ist -- Du hast höchstens die falsche Methode.

Liebe und Sympathie kann man nicht erzwingen, sie müssen entstehen. Da hilft dann auch keine Methodik mehr. Aber das richtige Vorgehen kann die Chancen erhöhen, einen passenden Partner zu treffen und zu gewinnen.

Ich glaube nicht, dass "sich treiben lassen" eine sinnvolle Strategie ist -- ganz gleich in welchem Lebensbereich. Wissen, Erfahrung, Übung sind immer wichtig.
 
G

Gast

Gast
  • #3
Dein Text klingt als könntest du vom Funktionieren nicht mehr abschalten. Auf der einen Seite ist das toll, du bist vermutlich erfolgreich damit und was du anpackst läuft. Auf der anderen Seite stimmt deine Vermutung, dass ohne Treibenlassen du dich von dir selbst entfernst und auch kein anderer bzw. andere dir nah sein kann. Treibenlassen heisst ja auch mal die Sinne aufleben lassen und Reize auf sich wirken lassen, dann entsteht Balance im Leben.
Beobachte mal wie streng du zu dir selber bist, so streng bist du auch zu anderen (oder auch nicht, letztlich weiss ich das ja nicht).
Die Partnersuche rational und effektiv zu gestalten ist ok, aber sobald du jemanden vor dir hast musst du irgendwann aufs Gefühl umschalten.
Und Treibenlassen im Beruf? Ich vermute du meinst damit aufhören die Dinge kontrollieren zu wollen. Ich kenne deinen Radius nicht, aber es kann schon sein (so was ist mir im Beruf begegnet), dass du versuchst über Dinge Kontrolle zu bekommen, die außerhalb deiner Kontrolle sind. Dann ist es richtig den Gedanken loszulassen.
Deine letzte Frage verstehe ich nicht ganz, aber sie klingt als stündest du am Beginn einer spirituellen Suche - die lohnt sich immer, da kann ich nur sagen fang an, lies etwas, die Buchhandlungen sind voll damit.

Und aus meiner eigenen Erfahrung weiss ich, dass ich erst aufgelebt bin als ich nicht mehr versucht habe ständig zu funktionieren.
 
  • #4
Verstandes- und gefühlsmäßiges Vorgehen bei der Partnersuche sollten in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen. Konkret bedeutet das, dass es völlig legitim ist, Kontakte auszuschließen, von denen du mit ziemlicher Sicherheit weißt, dass du mit ihnen keine Beziehung auf Dauer führen kannst, auch wenn sie dir sehr sympathisch sind. Wenn die verstandesgemäßen Voraussetzungen erfüllt sind, kann man sich von seinem Gefühl leiten lassen.

Herumblödeln, Zeit vertrödeln - ich weiß nicht genau, wie du das meinst, aber das hört sich eher falsch an. In Sachen Geld "gefühlsmäßig" zu agieren, hat IMHO eher was mit Harakiri zu tun. Nein, Entscheidungen über größere finanzielle Transaktionen wie beispielsweise Geldanlagen würde ich immer nur verstandesgemäß treffen. Diejenigen, die das nicht gemacht haben, stehen heute noch vor isländischen Banken und versuchen, an ihr Geld heranzukommen ...
 
V

VirginiaWoolf

Gast
  • #5
Partnersuchen und -finden ist "Arbeit" , doch jenseits von Zweck-Mittel-Relationen, Gefühle kann man nicht planen.

Simplify Your Love und Simplify Your Life als Lesetipp.
 
G

Gast

Gast
  • #6
Das ist wie der Unterschied zwischen Reisen und Urlaub: Ich kann Urlaub buchen - 2 Wochen Robinson - dann weiß ich so ziemlich genau, was mich erwartet, sehe aber nichts von Land und Leute. Ich kann auch 2 Wochen reisen.Flugticket, und los! Mal schauen was passiert.
Ziel- und zweckgerichtetes Planen und Handeln gibt uns das Gefühl von Kontolle, Macht und Sicherheit. Das ist zum einen ein Irrglaube (s. Wirtschaftskrise) und zum anderen Beschränken wir uns selbst, weil wir die Optionen rechts und links gar nicht mehr wahrnehmen. Wieso meinen wir selbst zu wissen, was das Beste für uns ist? Einfach mal in ein Straßencafé setzen und mit den Tischnachbarn plaudern, ganz ohne Hintergedanke. Dem Schicksal eine Chance geben! Ich vermisse hier beim mailen auch eine gewisse Leichtigkeit und Ungezwungenheit. Es wird nur zielgerichtet auf ein Date hin geschrieben. Ansonsten Klick und weg! Grobe Ziele sind ja okay, aber der Weg dorthin sollte nicht schon verplant sein, das macht blind für die schönen Dinge am Wegesrand. Verantwortungsvoll treiben lassen, mein Weg! Ich fühle mich damit seit 40 Jahren wohl und richtig!
 
G

Gast

Gast
  • #7
Wir haben ja beides, den Verstand und die Gefühle, das Kreative.
Wir haben zwei Gehirnhälften, die linke, die analytische, die rationale, die planende und die rechte, die kreative, die intuitive..
Beide haben ihre Berechtigung.
Leider ist es so, dass in unserer Gesellschaft und das beginnt ja schon in der Schule, der Verstand extrem überbewertet wird. Wir meinen wir müssten alles im Leben durchplanen, durchdenken, durchanalysieren usw.

Ich, w. 41, bin seit vielen Jahren in einem klassischen Männberuf tätig und habe hier sehr lange Zeit immer nur diese "Verstandesseite", d.h. diese männlichen Eigenschaften gelebt. Das hat auch sehr lange gut funktioniert, doch irgendwann merkte ich, dass etwas bei mir total im Ungleichgewicht ist.

Zum Leben gehört beides, das Funktionieren (Verstand) und auch das sich Treibenlassen, einfach mal Spaß haben, herumblödeln, auf die innere Stimme hören, spontan sein, verückte Dinge machen, den ersten Impuls folgen.
Gerade, wenn es um das Thema Freundschaften und Partnerschaften geht, sind diese Sachen so wichtig.
Den Ausdruck "Zeit vertrödeln" halte ich für unpassend. Zeit für mich zu haben, Zeit, das zu machen, was mir Spaß und Freude breitet, Zeit um in mich hineinzuhören, Zeit, um den ersten Impulsen zu folgen, Zeit um spontan zu sein, genau das sind doch auch die Dinge, aus denen ich wieder Kraft schöpfe.

Gerade bei der Partnersuche kann ich doch verstandesmäßig gar nichts beeinflussen, o.k. ich kann mich hier anmelde, dann verschiedene potentielle Partner anschreiben, kann im wirklichen Leben auf vielen Veranstaltungen sein und mich zeigen, usw.

Ich habe für mich erkannt, dass es im Leben immer um die Balance zwischen den zwei Bereichen geht. Beides will gelebt werden, der Verstand zu seiner Zeit, aber auch das Gefühl braucht die Beachtung.
Kontrolle - Loslassen,
Männliche Eigenschaften - weibliche Eigenschaften
Planung - Kreativität
Arbeiten - Zeit für sich
Anspannung - Treiben lassen

Es gibt immer einen Gegenpol, der genauso wichtig ist.
Auch der Tag braucht die Nacht und der Sommer braucht den Winter.

Beides ist wichtig und beides verdient und braucht Beachtung
 
E

excuse-me

Gast
  • #8
Beides in harmonischer Abstimmung ist wichtig und richtig.
In sich reinhören - manches weniger wichtig nehmen - und auch mal etwas einfach sein lassen oder aufgeben. Es gibt gar nicht so viele wichtige Dinge im Leben: Liebe, Achtung und Respekt überall dort, wo Menschen zusammenkommen - in allen Teilen des Lebens. Im Job und im Privatleben.

Wenn ich mal abtrete möchte ich, dass es Menschen gibt, die mich vermissen werden als Freundin, die zugehört hat und präsent war, als Partnerin, die einem lieben Menschen Bereicherung und ein Licht war, als Mutter, die ihren Kindern zuverlässigen Halt und einen Hafen gegeben hat, als jemand, der seinen Mitmenschen freundlich, offen und mitfühlend begegnet ist.
Ob ich irgendjemandem Haus, Hof und Pferd hinterlasse - wenn man mich nur dafür schätzte, wäre mein Leben ganz schön arm gewesen. .
 
G

Gast

Gast
  • #9
"Du kannst keine Kontrolle ausüben über etwas, das noch gar keine Form besitzt"
Und genau an diesem Punkt kollidieren Rationalität und Partnersuche. Planvolles Handeln ist sinnvoll, wenn es um's Erkennen eigener Muster und Gewohnheiten geht, die einem in der Liebe möglicherweise bislang im Weg standen. Danach Partnervorschläge auszusieben, ist sicher nicht verkehrt. Einen anderen kennenzulernen hat dann aber nur noch mit sich-einlassen, also: loslassen, zu tun.

Ich versende inzwischen Absagen, wenn ich das Gefühl habe, mein Gegenüber arbeitet methodisch und versucht, mit kleinem Aufwand (Standardmails und -fragen, "Checkliste", gezieltes Hinarbeiten auf ein Date, auch wenn die Mails nicht locker laufen) sein "Problem Partnerlosigkeit" zu lösen.
 
  • #10
@FragestellerIn
Ich sehe es ähnlich wie #8 und finde nicht, dass Zielstrebigkeit und Sich-Treiben-lassen unbedingt ausschließen. Aber wenn Du aber das Gefühl hast, dass Du bei Deinen bisherigen Partnerschaften zu sehr mit dem Kopf vorgegangen bist und Du meinst, dass es deswegen nie von Dauer war, dann solltest Du vielleicht mal an dem Treibenlassen arbeiten.
 
Top