"Die Forschung sagt: Wenn wir viel in eine Beziehung investieren, sehen wir diese oder den Partner automatisch auch wertvoller an.", behauptet der Artikel. Es stellt sich die Frage, ob nicht vielmehr umgekehrt ein Schuh daraus wird: Empfinden wir einen Partner tatsächlich als wertvoller, wenn wir viel investieren müssen, oder investieren wir viel, weil uns diese Beziehung als wertvoll erscheint?
Um mal aus dem Nähkästchen zu plaudern: Ich bin nicht gerade das, was man das nette Mädchen von nebenan nennt. Kühl, distanziert, anspruchsvoll, arrogant, schwierig, dominant - das alles sagt man mir nach und ich würde dies auch nicht abstreiten. Dennoch hat es mir nie an Verehrern gefehlt, die teilweise die absonderlichsten Kapriolen zeigten, um meine Gunst zu erringen. Ist das männliche Geschlecht im Kern masochistisch veranlagt? Sicherlich nicht, ebenso wenig wie das weibliche Geschlecht. Mit meiner Persönlichkeit ziehe ich schlichtweg Menschen an, welche die Herausforderung suchen. Es übt für manche Charaktere einen starken Reiz aus, eine kühle Frau zum Schmelzen zu bringen oder einen Aufreißer zu zähmen - kurzum, ein besonderer Mensch zu sein, dem das gelungen ist, woran sich so viele zuvor die Zähne ausgebissen haben.
Ich bin mir sicher, dass die Begeisterung vieler meiner glühenden Verehrer erheblich abgekühlt wäre, sobald sie mich "gezähmt" hätten. In einer Beziehung mit einem dieser Männer hätte ich wohl immer die Balance zwischen heiß und kalt halten müssen, um ihr Interesse nicht zu verlieren. Verliebt habe ich mich letztlich in einen Mann, der in mir keine Herausforderung sieht, und ich wage zu behaupten, dass er damit zur Mehrheit gehört. Dieses Verhalten sticht bloß nicht als absonderlich ins Auge und fällt daher weniger auf.
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